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Auch in der Fortsetzung „Oktoberfest 1905“ schenken sich die verfeindeten Clans nichts
Fünf Jahre nach der Erstausstrahlung geht es weiter mit dem Krieg der Clans auf der Münchner Wiesn („Oktoberfest 1905“, ab 20. September um 20.15 Uhr im Ersten). Die Verwicklungen sind neu, der Konkurrenzkampf ist geblieben: Welche Brauerei wird auf dem Volksfest mehr Publikum anziehen? „Deibel Bräu“ von Roman Hoflinger (Klaus Steinbacher) oder das Zelt unter Führung von Curt Prank, grandios dargestellt von Misel Maticevic?
Die Autoren entwickeln einen bayerischen Western, in dem man unterm Lederwams nur Finsteres ausbrütet. Da ist Maria Hoflinger (Martina Gedeck), frühere Chefin von „Deibel-Bräu“, deren Mann einst ermordet wurde. Ihr Sohn hat sie in die Psychiatrie wegsperren lassen, weißhaarig ist sie darüber geworden. Ausgerechnet ihr Erzfeind Prank hebt ihre Festsetzung auf, indem er den Klinikleiter mit einer Art Waterboarding foltert. Maria, das sieht man ihren dunkel blitzenden Augen an, traut dem Frieden nicht. Zu Recht!
Pranks Tochter Clara (Mercedes Müller), die den Sohn des gegnerischen Clans geheiratet hat, flüchtet sich in eine Affäre mit einem Musiker, während Colina Kandl, wegen Mordes lange im Gefängnis und nun frei, innerlich gebrochen ist. In der „Deutschen Eiche“, dem verruchten Lokal, das später durch Rainer Werner Fassbinder berühmt werden sollte, tritt sie als laszive Sängerin auf und verliebt sich in die Chefin Nappi (Lisa Maria Potthoff), womit man pflichtschuldigst dem aktuellen Ruf nach Diversität folgt.
Wer sticht wen aus auf dem Fest, das für München ein paar Wochen lang die Welt darstellt? Prank will die erste Achterbahn aus den USA einführen, Colina und Nappi träumen von einem Hippodrom, auf dem sich die Truppe aus der „Eiche“ räkeln soll. Wie in jedem richtigen Western kommt es gegen Ende zum Showdown: Roman Hoflinger fordert – angestachelt von seiner Mutter – seinen Schwiegervater zum Duell. Festgebunden an langen Leinen umkreisen die Männer einen Baum, bewegen sich unaufhaltsam aufeinander zu, die Läufe der Pistolen erhoben. Aber als Hoflinger zu Boden stürzt und Prank die Pistole zum Schuss ansetzt, erscheint hinter ihm urplötzlich Maria Hoflinger mit einem Messer in der Hand.
Was die Drehbuchautoren der Gedeck auf den Leib geschrieben haben, ist die Rolle einer Rachegöttin, die in ihrem Vernichtungswahn jedes Maß verloren hat. Kaum eine Schauspielerin könnte diesen Amoklauf so glaubhaft darstellen, ohne ins Chargieren zu verfallen – sie schafft es. Großartig auch Brigitte Hobmeier als Colina Kandl, die sich trotz aller Erniedrigungen auf ihre Stärke besinnt.
Problem des Fortsetzungs-Gebräus: Entfaltete sich der Kampf der Bierbarone in der ersten Staffel noch mit rauschhafter Wucht, kommt die Handlung diesmal nur langsam in Gang. Die Wendungen des Drehbuchs wirken gelegentlich gewollt, Grausamkeiten überzogen. Was bleibt, ist eine bayerische Moritat mit schalem Beigeschmack.