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Erneute Heldenverehrung an der Wolga – Der Flughafen von Wolgograd heißt nun Stalingrad Airport
Immer mehr Orte und Denkmäler in Russland tragen wieder den Namen des einstigen Sowjet-Diktators Josef Stalin. Den Anfang machte im April der Wolgograd International Airport, der jetzt wieder den Stadtnamen der Entscheidungsschlacht des Zweiten Weltkriegs trägt: Stalingrad Airport.
Vor genau 100 Jahren, ein Jahr nach dem Tod Lenins, hat man die Metropole Zarizyn an der Wolga nach dem Namen des mörderischen Diktators der Sowjetunion in Stalingrad umbenannt. Seit 1991 sind in Russland wieder 120 Stalin-Denkmäler gesetzt worden, 95 davon allein unter Wladimir Putin. Im Mai dieses Jahres kamen fünf hinzu, ein Rekord. Jetzt kommen auch die einst vielen nach dem aus Georgien stammenden Diktator benannten Straßen-, Plätze- und Städtenamen in Russland wieder zurück.
Bereits im April hatte der russische Staatspräsident auf angebliche Bitten von Ukrainekriegsveteranen dem Flughafen von Wolgograd als Zusatzbezeichnung wieder den früheren Namen der Stadt verliehen. „Deren Wort ist für mich Gesetz. So machen wir das“, sagte Putin der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Damit solle an den Sieg des sowjetischen Volkes im Zweiten Weltkrieg erinnert werden, hieß es in dem Erlass, den Putin nach einem Besuch in Wolgograd unterzeichnete. Die Kommunistische Partei Russlands (KPR) hat zudem bereits einen Antrag auf Rückbenennung der Stadt Wolgograd gestellt.
Pariser Metrostation Stalingrad
Die Großstadt an der Wolga hieß zwischen 1925 und 1961 Stalingrad. Danach wurde sie infolge der Entstalinisierung in Wolgograd umbenannt, um den Namen des nach seinem Tod im Jahr 1953 verfemten Sowjetdiktators zu tilgen. Zarizyn klang zu monarchistisch. Unter der autoritären Herrschaft Putins ist Stalin aber zunehmend rehabilitiert worden. Ironischerweise hängt in einer berühmten orthodoxen russischen Militärkirche seit 2019 ein Ikonenbildnis des einstigen radikalen Kirchenverfolgers.
Bei der Umbenennung des Wolgograder Flughafens konnte Putin auf westliche Straßen und Plätzenamen verweisen, die Stalingrad heißen. In Paris trägt zum Beispiel eine der zentralen Metro-Stationen im Zentrum der Stadt seit Juni 1945 den Namen Stalingrad. Die daneben liegende Straße hieß zunächst „Avenue de Stalingrad,“ 1961 wurde der Ort umbenannt in „Place de la bataille de Stalingrad“, also erinnerte man nur noch an die Schlacht von Stalingrad von 1942/43, welche die entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg brachte.
In Dutzenden französischen Städten gibt es heute Boulevards, Avenues und Plätze mit dem Namen Stalingrad, darunter auch im elsässischen Mülhausen. Häufig sind es zentrale Straßen in den Zentren, die den Namen des „Stählernen“ tragen.
Nach 1945 gab es einen regelrechten Boom, Städte nach Stalin zu benennen. In der DDR hieß Eisenhüttenstadt zunächst Stalinstadt, und Kattowitz im polnischen Oberschlesien trug zwischen 1953 und 1956 den Namen Stalino. Es war allerdings auch die kürzeste Umbenennung einer europäischen Stadt in der Geschichte des Kontinents.
Seit Chruschtschows Rede auf dem KPDSU-Parteitag 1956 begann in der Sowjetunion eine Serie von Umbenennungen und Denkmalstürzen. Dabei wurde auch der Leichnam Stalins aus dem Moskauer Mausoleum geholt und in einem Reihengrab in der Kremlmauer beerdigt. Doch Chruschtschows Rede findet man heute in keinem offiziellen Dokument Russlands mehr. Unter Putin bezeichnen russische Historiker diese Rede als „Fake“, so als ob sie nie gehalten worden wäre.
„Schwächlinge“ werden aussortiert
Chruschtschow, in dessen Amtszeit auch die Krim der damaligen Sowjetrepublik Ukraine zugeschlagen worden war, wird in den vergangenen Jahren in der russischen Geschichtsschreibung – ähnlich wie Gorbatschow – immer wieder als „Schwächling“ dargestellt, der die Interessen Russlands verraten habe. Putin habe nun die historische Aufgabe übernommen, das Werk der „Schwächlinge“ vergessen zu machen.
Ein umgekehrter Prozess hat dagegen in den ehemaligen Satellitenstaaten der UdSSR in Osteuropa und im Baltikum begonnen. Dort verschwinden seit 2014 viele Straßen- und Ortsbezeichnungen, die an Stalin erinnern. Die Ukraine weigerte sich, solange sie bis 2014 die Verfügungsgewalt über die Krim hatte, ein Denkmal an die Konferenz von Jalta aufzustellen, das Stalin in der Mitte zeigt. Erst Russland hat das Denkmal des sowjetischen Bildhauers Tsereteli 2015 nach der Annexion auf der Halbinsel aufgestellt.
Derselbe Bildhauer hatte 2012 am Sterbeort des französischen Politikers und EU-Mitbegründers Robert Schuman in Scy-Chazelles sein berühmtes kolossales Denkmal der „Väter Europas“, mit Schuman, Adenauer, de Gasperi und Monnet aufgestellt. Europa scheint dem sowjetischen Massenmörder viel zu schulden. In der Europahauptstadt Brüssel trägt sogar ein ganzes Stadtviertel im Zentrum den Namen Stalingrad.
Gregor Scharf am 01.09.25, 13:53 Uhr
Vorhersehbar seit dem Tag, an dem Putin die allseits bekannte Sowjetische Nationalhymne wiederbelebte schallend über den Roten Platz. Das war das Signal an den gesamten Ostblock und zugleich eine Ansage an den Westen: Ihr müsst wieder mit uns rechnen.