27.07.2024

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U-Boot B-413

Star des Königsberger Museums der Weltmeere

Weiterentwicklung eines deutschen Unterwasser-Boots – Das Museums-U-Boot lockt besonders viele Besucher an

Wolfgang Kaufmann
16.10.2023

Zu den beeindruckendsten Exponaten des Königsberger Museums der Weltmeere im alten Königsberger Hafen zählt das U-Boot B-413. Es handelt sich um eine dieselelektrisch angetriebene Einheit der sogenannten Foxtrott-Klasse, die auf der Zulu- und Romeo-Klasse basiert, die beide Weiterentwicklungen des revolutionären deutschen U-Boot-Typs XXI aus dem Jahr 1944 waren. Die Umwandlung des Kriegsschiffes B-413 mit zehn Torpedorohren und 80 Mann Besatzung zu einem Ausstellungsstück erfolgte auf Befehl des Oberkommandeurs der russischen Marine, Flottenadmiral Wladimir Kurojedow. Die offizielle Übergabe an das Museum erfolgte am 1. Juli 2000. Zu diesem Zeitpunkt lag die Indienststellung von B-413 bereits 32 Jahre zurück.

Am 8. Januar 1969 war das neu gebaute U-Boot der 96. U-Boot-Brigade der sowjetischen Rotbanner-Nordflotte mit Sitz in Poljarnyj zugeteilt worden. Seine erste Mission unter dem Kommandanten Kapitän 2. Ranges A. N. Trusow dauerte vom 14. Juni bis 23. September 1969. Während dieser 101 Tage lief B-413 unter anderem in die Häfen von Havanna auf Kuba und Conakry in der westafrikanischen Republik Guinea ein. Außerdem operierte es im Golf von Mexiko, also quasi vor der Haustür der Vereinigten Staaten, was heftige Reaktionen in der US-Presse auslöste.

Heftige Reaktionen aus den USA
Vom 8. April bis 2. Mai 1970 nahm das Boot am bis dahin größten Manöver der Marinegeschichte „Okean-70“ unter Beteiligung aller vier Flotten der UdSSR-Seestreitkräfte teil. Dabei wurde es auch zu der Such- und Rettungsaktion im Zusammenhang mit der Havarie des Atom-U-Bootes K-8 abkommandiert. Die K-8 sank allerdings am 12. April 1970 in der Biscaya, wobei 52 sowjetische Seeleute ums Leben kamen. B-413 blieb bis zum 6. Oktober in See, womit seine zweite große Fahrt 181 Tage dauerte.

Noch länger, nämlich 197 Tage, währte die dritte Patrouille vom Dezember 1971 bis Juni 1972, die das Boot nun im Mittelmeer absolvierte. Dieser Rekord sollte jedoch nicht lange Bestand haben, denn im Laufe der nächsten Mission vom 12. September 1973 bis zum 8. Oktober 1974 blieb B-413 sagenhafte 392 Tage auf See. Diesmal fungierte der Kapitän 2. Ranges B. N. Pogorelow als Kommandant. Während der Fahrt, die ins Mittelmeer führte, war das Boot Teil der 69. U-Boot-Brigade, zu der auch eine schwimmende Basis und die Schwesterboote B-31, B-105, B-116, B-130, B-409 und B-440 gehörten. Das lange Verweilen im Operationsgebiet resultierte unter anderem aus dem Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges zwischen einer Gruppe arabischer Staaten und Israel, denn die Führung in Moskau erwog zunächst ein Eingreifen auf Seiten Syriens und Ägyptens.

Zwischen 1975 und 1977 gehörte B-413 erneut zur Nordflotte der sowjetischen Marine, bevor es in der Marinewerft Kronstadt generalüberholt wurde. Anschließend nahm das Boot im September 1980 Versuche mit scharfen Torpedos vor, welche die hohe Kampfkraft der Foxtrott-Klasse belegten. So erzielte B-413 Treffer in die Antriebsanlage des Kreuzers „Murmansk“.

Es folgten 1981 Übungen in der Barentssee und der Ostsee. Dabei kam es am 6. September zu einer Havarie: Aufgrund fehlerhafter Standortberechnungen ramm­te B-413 in 80 Metern Tiefe ein Wrack auf dem Meeresgrund vor der Küste der Fischer-Halbinsel unweit von Murmansk. Dadurch wurde die hydroakustische Station am Bug beschädigt.

Havarie in der Barentssee
Von Juli 1982 bis September 1986 operierte B-413 meist im Mittelmeer und lief in diesem Zusammenhang wiederholt libanesische, tunesische und syrische Häfen an, um dort Reparaturen durchzuführen. Während seiner letzten Mittelmeer-Mission zwischen Januar und Dezember 1987 machte das Boot in dem jugoslawischen Adria-Hafen Tivat Station.

1988/89 unternahm B-413 eine 181 Tage lange Reise in den Zentralatlantik, wonach es dann im Juni 1990 durch den Weißmeer-Ostsee-Kanal in die Werft von Libau [Liepāja] im Südwesten Lettlands überführt wurde. Dort erfolgten umfangreiche Reparaturen, die sehr lange dauerten, weil die nun russische Marine immer wieder Probleme hatte, die entsprechenden Rechnungen zu bezahlen.

1994 zog sich die Flotte der Russischen Föderation aus Libau zurück. Kurz zuvor ließ sie B-413 nach Kronstadt schleppen, wo die Instandsetzungsarbeiten weitergingen. Während dieser wurde das schon recht betagte Boot am 23. Dezember 1993 der 25. U-Boot-Brigade der 4. Schiffsausbildungsdivision zugeteilt. Vier Jahre später wandte sich die russische Kulturministerin Natalja Dementjewa an Premierminister Wiktor Tschernomyrdin und schlug die Verbringung von B-413 in das Museum der Weltmeere in Königsberg vor – eine Anregung, die von der russischen Marine im September 1999 aufgegriffen wurde.

Nachdem B-413 Museumsschiff geworden war, erlangte es 2016 den Status eines „Objektes des kulturellen Erbes Russlands von föderaler Bedeutung“. Außerdem belegt das Boot in der Rangliste der beliebtesten Ausstellungsstücke in den russischen Museen regelmäßig vordere Plätze.


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