Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Und eine Stadt mit einem Roten Meer – doch wer vermutet so etwas ausgerechnet in Pommern?
Die Preisfrage: Wo kann man auch heute noch trockenen Fußes durch das Rote Meer gehen? Kaum jemand wird das wissen. In Stargard in Hinterpommern ist das so. Im Mittelalter wurden die Städte durch trutzige Stadtmauern geschützt, in die Wacht- und Beobachtungstürme eingelassen waren. Stargard wurde auch Stadt der Tore und Türme genannt. Insgesamt zählte man davon neun, die auch zum größten Teil noch erhalten sind.
Das „Rote Meer“ wurde 1513 vollendet und ist damit der jüngste aller Mauertürme. Vorher stand an dieser Stelle ein Wiekhaus. Der Turm war einst ein Gefängnis, später ein Aussichts- und Beobachtungsturm. Heute ist er ein öffentlicher Aussichtsturm, der einen Blick über das gesamte Stadtzentrum bietet.
Die Herkunft des Namens ist nicht verbürgt. Die auch vom Stargarder Chronisten favorisierte einleuchtendste Erklärung ist folgende: Als in Stargard der Turm errichtet wurde, befand sich in seiner unmittelbaren Umgebung, vielleicht auf dem damals noch nicht bebauten Stück zwischen Westmauer und der späteren Breitestraße, ein Tümpel, der allgemein als rotes Meer bezeichnet wurde. Im Mittelalter wurde das Wort Meer für ein kleines stehendes Gewässer, Tümpel oder Sumpf gebraucht. Rot nannte man ein solches Gewässer, wenn es eisenhaltig war, Pflanzenwuchs oder einen moorigen Untergrund mit rötlichem oder bräunlichem Wasser aufzuweisen hatte.
Seit 1868 hat der Turm einen Durchgang. Da entstand die Redensart: Nur in Stargard in Pommern können die Menschen noch heute trockenen Fußes durch das Rote Meer gehen. Seit dieser Zeit ist der Turm unverändert.