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Debatte

Stell Dir vor, es gibt Krieg – und Du hast keine Armee

Als Reaktion auf den russischen Angriff gegen die Ukraine kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz eine Zeitenwende auch für die Bundeswehr an. Doch wie sollte diese aussehen? Was braucht eine Truppe, die in den vergangenen Jahren schwerwiegend vernachlässigt worden ist?

Harald Kujat
05.03.2022

Der russische Angriff auf die Ukraine hat das Sicherheitsgefühl der Deutschen und ihrer führenden Politiker massiv erschüttert. Noch vor wenigen Wochen, ja Tagen, als der Krieg noch nicht ausgebrochen war, hatte es die Bundesregierung abgelehnt, sich in der Ukraine-Krise mit Waffenlieferungen zu engagieren – und war dafür im In- und Ausland als unentschlossen und zögerlich kritisiert worden. Grund für die deutsche Haltung war die Absicht, nicht zu einer Eskalation beizutragen. Obwohl die Ukraine nicht Mitglied der NATO ist, wurden sogar Zweifel an der Bündnissolidarität Deutschlands geäußert.

Dem hat Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Sondersitzung des Bundestages zum Ukraine-Krieg am 27. Februar mit einer aufsehenerregenden Rede ein Ende gesetzt. Der Bundeskanzler sprach mit Blick auf den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine von einer Zeitenwende. Und in der Tat bedeuten die als Reaktion auf den Angriff angekündigten Maßnahmen nicht weniger als eine 180-Grad-Wende der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. 

Facetten eines Richtungswechsels 

Seither beliefert Deutschland die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf mit Waffen. Der Bundeskanzler erklärte sich bereit, die Herausforderung anzunehmen, die aus dem Risiko einer Ausweitung des Krieges entstehen könnte, indem Deutschland wieder zu einem wehrhaften Verbündeten in der Nordatlantischen Allianz wird. Im Kern geht es darum, die Bundeswehr wieder zur Landes- und Bündnisverteidigung zu befähigen.

Offenbar hat der Ukraine-Krieg nicht nur der Regierungskoalition, sondern auch der CDU/CSU, die bisher Verantwortung für Deutschlands Sicherheit trug, die Augen dafür geöffnet, dass die Bundeswehr keinen angemessenen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung leisten könnte, sollte aus dem Krieg in der Ukraine ein Krieg um die Ukraine, ein europäischer Krieg, werden. 

Als Maßstab für die künftige Ausrichtung der Bundeswehr bezeichnete der Bundeskanzler die militärischen Fähigkeiten, die notwendig sind, um einer Bedrohung durch Russland zu begegnen. Man muss einschränkend hinzufügen, dass dies nicht absolut gemeint sein kann, sondern als deutscher Beitrag zu einer gemeinsamen Verteidigung Europas durch die NATO zu verstehen ist. Es bedeutet jedoch, dass Deutschland künftig Verantwortung für die eigene Sicherheit und die unserer Verbündeten in einer Weise übernehmen wird, die der Größe und der Wirtschaftskraft unseres Landes angemessen ist. Deutschland wächst damit auch ein größerer Einfluss auf die Sicherheitspolitik und die Strategie der Nordatlantischen Allianz zu. Ob die deutsche Politik dieser Herausforderung gewachsen ist, wird sich schon bald zeigen, denn im Juni soll das neue strategische Konzept der Allianz beschlossen werden. 

Ursachen der derzeitigen Notlage 

Laut Bundeskanzler soll die Bundeswehr eine „bessere Ausrüstung, modernes Einsatzgerät, mehr Personal“ erhalten. Die sicherheitspolitischen und geostrategischen Herausforderungen zwingen dazu, Aufgaben, Fähigkeiten und Mittel wieder in Einklang zu bringen. Die dafür erforderlichen finanziellen Voraussetzungen wird die Bundesregierung schaffen. Bereits 2022 wird der Bundeshaushalt einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro ausgestattet, um die dringend notwendigen Investitionen und Rüstungsvorhaben zu realisieren. Außerdem sollen ab sofort jedes Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts in die Verteidigung investiert werden. Damit wird das NATO-Ziel erfüllt, zu dem sich die Bundesregierung 2014, 2016 und 2018 verpflichtet hat. 

Der jetzige desolate Zustand der Truppe ist in erster Linie eine Folge der Bundeswehrreform 2011. Nachdem der Anteil der Wehrpflichtigen aus finanziellen Gründen Jahr für Jahr reduziert wurde, ist die Wehrpflicht aus Gründen der Wehrgerechtigkeit ausgesetzt, de facto abgeschafft worden. Im gleichen Jahr wurde mit der sogenannten Neuausrichtung der Bundeswehr ein einschneidender Richtungswechsel vollzogen: vom Verfassungsauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung zu Auslandseinsätzen. In den Verteidigungspolitischen Richtlinien vom 27. Mai 2011 heißt es: „Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist unverändert unwahrscheinlich... Die wahrscheinlichen Aufgaben der internationalen Konfliktverhütung und Konfliktbewältigung bestimmen die Grundzüge der neuen Struktur der Bundeswehr.“ 

Diesem konzeptionellen Ansatz lag das Missverständnis zugrunde, die sicherheitspolitischen und geostrategischen Rahmenbedingungen blieben unverändert stabil. Tatsächlich deutete sich schon 2008 durch den russisch-georgischen Krieg eine Änderung an. Und 2014, noch bevor die Reform vollständig umgesetzt war, hatte sich die Sicherheitslage in Europa durch die russische Annexion der Krim grundlegend geändert. Der durch die Verfassung gesetzte Kernauftrag der Bundeswehr – Landes- und Bündnisverteidigung gemäß Artikel 87a und 24 (2) – ist jedoch unveränderbar und verbindlich für jede Bundesregierung, unabhängig davon, wie sie die jeweilige außen- und sicherheitspolitische Lage beurteilt. Deshalb ist die damalige Neuausrichtung der Bundeswehr nicht nur außen- und sicherheitspolitisch, sondern auch verfassungsrechtlich kritisch zu beurteilen – während der sich nun abzeichnende Weg eine Rückbesinnung auf einen Kernauftrag unserer Verfassung bedeutet. 

Zur Landes- und Bündnisverteidigung fähige und einsatzbereite Streitkräfte können auch für die Konfliktverhütung und Krisenbewältigung eingesetzt werden – umgekehrt ist das nicht der Fall. Ein weiterer Aspekt, der für die Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung spricht, ist die unterschiedliche Ausgangslage. Die Entscheidung, ob, in welchem Umfang und in welchem multinationalen Rahmen der Bundestag auf Antrag der Bundesregierung einen Einsatz zur Konfliktverhütung oder Krisenbewältigung billigt, wird von den nationalen Interessen Deutschlands bestimmt. Dagegen wird die Entscheidung über den Verteidigungsfall vom Aggressor durch seinen Angriff auf die Souveränität und territoriale Integrität Deutschlands oder eines Verbündeten getroffen. 

Akute Herausforderungen 

Obwohl sich die außen- und sicherheitspolitische Lage seit 2014 ständig weiter verschlechterte, wurde in den letzten Jahren keine ernsthafte Kurskorrektur vorgenommen, sondern lediglich der Eindruck einer Umsteuerung durch populistische „Trendwenden“ erweckt. Deshalb ist die Bundeswehr heute nicht in der Lage, einen angemessenen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung zu leisten. Zurecht hat der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, kürzlich knapp und treffend formuliert: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da.“ 

Die Bundeswehr muss sich nun einer zweifachen Herausforderung stellen. Zum einen müssen die seit Jahren bestehenden Materiallücken geschlossen werden, insbesondere, um die Fähigkeit zur Teilnahme an Einsätzen der NATO-Response Force zu verbessern und den deutschen Beitrag zu erhöhen. Dazu gehört vorrangig die persönliche Ausrüstung und im Grunde alles, was kurzfristig verfügbar gemacht werden kann, um die Einsatzbereitschaft zu verbessern. Allein für die Auffüllung der Munitionsbestände auf die Höhe der NATO-Forderungen werden fast 20 Milliarden benötigt. Dazu müssen die Beschaffungsverfahren nicht erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Das Beschaffungswesen ist oft gerändert worden, weil die politisch Verantwortlichen um dessen Fallstricke wussten und sie vermeiden wollten, was häufig nicht zur Vereinfachung und Beschleunigung beitrug. Bewährt hatte sich die Einrichtung eines Rüstungsrates unter Leitung des Generalinspekteurs, weil Fähigkeits- und Rüstungsplanung in einer Hand zusammenliefen. Der Rüstungsrat wurde von einer Integrierten Arbeitsgruppe Fähigkeitsanalyse (IAGFA) unterstützt, die als Kompetenzzentrum alle mit Fähigkeits- und Rüstungsplanung befassten Bereiche des Ministeriums integrierte. 

Wiederherstellung strategischer Fähigkeiten 

Die zweite, größere Herausforderung ist eine umfassende Reform der Struktur der Streitkräfte, des Personalumfangs, der Ausrüstung sowie der Bewaffnung und Ausbildung mit dem Ziel, die Bundeswehr wieder zur Erfüllung ihres verfassungsmäßigen Auftrags der Landes- und Bündnisverteidigung zu befähigen. Die von den Koalitionsparteien vereinbarte nationale Sicherheitsstrategie sowie die daraus abgeleiteten neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien und die entsprechende Bundeswehrkonzeption bilden die konzeptionelle Grundlage der Bundeswehrreform. 

Ein entscheidender Schritt zu aufgabengerechten, leistungsfähigen Streitkräften sind strukturelle Veränderungen, um die Kampfverbände durch schwere und mittlere Kräfte zu verstärken und strategische Fähigkeiten wiederherzustellen, die, wie beispielsweise die Heeresflugabwehr und die Marineflieger im Zuge der Neuausrichtung 2011 aufgegeben wurden. Verstärkt werden sollten die strategische Aufklärungs- und Verlegefähigkeit sowie die Schaffung weiterer Fähigkeiten durch neue Technologien. Die neue Streitkräftestruktur muss aufwuchsfähig konzipiert werden, damit Reservisten reibungslos in ihre Stammverbände integriert werden können und der Verteidigungsumfang durch Reserveverbände erhöht werden kann. Dazu sollte eine leistungsfähige Territorialstruktur für den Heimatschutz und die Unterstützung der alliierten Verbände in der Verbindungszone geschaffen werden. 

Wehrpflichtdebatte und Beschaffungsvorhaben 

Es ist absehbar, dass die erforderliche Erhöhung des Personals um mindestens zehn Prozent über den bisher angestrebten Personalumfang erhebliche Schwierigkeiten bereiten wird. Erwartungsgemäß hat deshalb auch bereits eine Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eine allgemeine Dienstpflicht eingesetzt. Immerhin hat die Wehrpflicht dazu beigetragen, dass die Bundeswehr ihren Regenerationsbedarf an Freiwilligen zu mehr als fünfzig Prozent aus dem Wehrpflichtaufkommen decken konnte. Ob die Wehrpflicht politisch und gesellschaftlich unterstützt wird, ist jedoch zweifelhaft, zumal dann, wenn nicht weitgehende Wehrgerechtigkeit erreicht wird. 

Der Bundeskanzler hat in seiner Bundestagsrede bereits konkrete Beschaffungsvorhaben genannt. Dazu gehören die bewaffnete Drohne, das Kampfflugzeug F-35 als Tornado-Nachfolger ebenso wie die Entwicklungsprojekte der nächsten Generation Kampfflugzeuge, Kampfpanzer und die Eurodrohne. Dringend erforderlich ist auch die Beschaffung eines schweren Transporthubschraubers. Das Heer wartet auf den Schützenpanzer Puma, denn der Bedarf der Truppe ist gegenwärtig nur zu fünfzig Prozent gedeckt. Außerdem braucht das Heer einen modernen Kampfhubschrauber, und der Marine fehlen vor allem Fregatten, Korvetten und U-Boote. 

Es bleibt zu hoffen, dass die politische und gesellschaftliche Unterstützung der neuen deutschen Außen- und Sicherheitspolitik auch nach dem hoffentlich bald endenden Krieg Bestand hat. Denn eine neue europäische Sicherheits- und Friedensordnung zu schaffen, bleibt die große Herausforderung der Zukunft. Die Möglichkeiten, diese auch im deutschen Interesse mitzugestalten, sind erheblich gewachsen. 

General a. D. Harald Kujat war von 2000 bis 2002 Generalinspekteur der Bundeswehr und von 2002 bis 2005 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses.


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Kommentare

Sonja Echel am 31.03.22, 08:13 Uhr

Sehr guter Satz!
"So gesehen hat der Angriff auf die Ukraine die Wirkung einer Schocktherapie auf die Weltgemeinschaft."

ABER, warum hatte Syrien, Lybien, Irak, Jugoslawien, und und und und keine solche Wirkung? Hat sich einer über den Satz der US-Ministerin beklagt 500 000 tote Kinder im Irak waren den Einsatz wert? Hat einer der Herren und Damen sich aufgeregt das Heute noch Embargos gegen Syrien verhängt sind (vor allem Medikamente und Lebensmittel)?
Nein!? Dann sollten alle langsam mal das Denken anfangen.

Th. Nehrenheim am 10.03.22, 22:50 Uhr

General Kujat ist für mich unablösbar mit Radfahrer und Militärniete Scharping verknüpft. Fremdschämen kann ich mich als Ostpreuße da.

Mit 100 Milliarden allein ist nicht viel zu machen! Die Russen haben einen Militäretat von etwa 61 Mrd., wir bisher von etwa 48 Mrd., wenn ich die Zahlen recht in Erinnerung habe. Bei uns kostet die Aluleiter die Luftwaffe eben ein Vielfaches dessen, was sie die russiche Luftwaffe kostet. Hier verdient man sich eine goldene Nase, wenn man Geschäfte mit dem Heeresamt macht. Was soll man denn auf die Schnelle tun - bei den strukturellen Zerstörungen der Vergangenheit, auch vor 2011? Schnell eigene Systeme entwickeln? Schnell Ersatzteile beschaffen? Es geht nicht. Es mangelt ja sogar am Beschaffungswesen. Ich prophezeihe allen Börsenspekulanten, dass die Auftragsbücher deutscher Unternehmen längst nicht so gefüllt werden, wie die amerikanischer, israelischer und britischer Unternehmen. Da kann man Fertiges kaufen.

Und das Geld hat keinen Einfluss auf einen der wichtigsten Faktoren, der den Erfolg einer Streitmacht ausmacht: den persönlichen Willen ihrer Soldaten zur archaischen Verteidigung ihres Volkes. "Volk", das, was das Kölner Gericht gerade als "böse Ethnie" gedeutelt hat. - Da müsste in unserer Wertewelt Grundlegendes verschoben werden! Nein, so wird das nichts.

Jan Kerzel am 08.03.22, 19:52 Uhr

Gregor Scharf: Geld schießt und kämpft nicht. Genau, das ist der springende Punkt. Diejenigen, die kämpfen würden, sind per se in dieser Gesellschaft nicht erwünscht. Bei Rotwein dasitzen und schwadronieren, davon haben wir genug. Für wen und für was sollen diese fiktiven Kämpfer eigentlich kämpfen? Der Kampf gegen Rechts ist hierzulande nicht nur politisches Programm, sondern ein dogmatisiertes Kulturgut. Dort sitzen aber die Leute, die notfalls ein Gewehr in die Hand nehmen würden, quasi für Volk und Vaterland. Igitt! Sowas doch nicht. Na gut, dann werden sie wenigstens dezimiert. Das Geld kann ruhig ausgegeben werden, Kampfkraft wird man aber nicht erreichen. Trotz aktuellem Getöse, die herrschende Klasse steht dem zutiefst ablehnend gegenüber. Da müsste vieles in Staat und Gesellschaft transformiert werden, das sehe ich , biologisch gesehen, in absehbarer Zeit nicht.

Mats Osrig am 08.03.22, 12:23 Uhr

Zunächst einmal: Vor dieser russischen Armee braucht in EU und NATO niemand Angst zu haben! Denn deren Ausbildungs-, Kommunikations- und offenbar auch Ausrüstungsstand ist augenscheinlich armselig. Daher ist es schlichtweg undenkbar, dass russische Panzer durch Berlin, Wien oder irgendeine andere west- oder mitteleuropäische Stadt rollen werden.

Es zeigt sich aber auch, dass Verteidigungsfähigkeit eine EU-weite Aufgabe ist, die es gut zu koordinieren gilt. Wenn jedes Land der EU jetzt hinsichtlich Verteidigungspolitik "sein eigenes Süppchen kocht", ist es sicherlich nicht der Verteidigungsfähigkeit förderlich, sondern Ressourcenverschwendung und Grund für Hemmnisse auf unserer Seite!
Völlig ohne Waffen dürfen wir in der Bundesrepublik zweifellos auch nicht sein, wir haben unseren Beitrag zu einer gemeinsamen europäischen Verteidigung zu leisten!

Und in der Hinsicht stimme ich den Kommentaren zu, die sagen, dass Verteidigungsfähigkeit deutlich über die reine Bereitstellung von Waffen und Material hinausgeht!

In unserem Land wird nahezu alles, was vor Mai 1945 passiert, dämonisiert. Wehrmachtsoldaten werden als Verbrecher und Nazis verunglimpft, ihr erlittenes Leid und auch ihre Leistungen verächtlich gemacht.
Dabei war die weit überwiegende Zahl unserer Soldaten damals keine eroberungslüsternen Kriminellen, vielmehr ging es unseren Großvätern und Urgroßvätern um die Verteidigung ihrer Heimat, die sie von feindseligen Mächten bedroht sahen.

Und da frage ich mich, wie junge Männer und Frauen heute diese Bereitschaft aufbringen sollen, für ein Land Leib und Leben einzusetzen, welches sie und ihr Handeln herabwürdigt und verachtet.

Werden wir als Volk genauso wie unsere Bundeswehrsoldaten genau darüber informiert, wie sich eine mögliche zukünftige Krise entwickelt und zu einem Krieg ausweiten könnte? Oder werden wir abermals belogen, weil sonst die "Ideologie der Freiheit" Schaden nehmen könnte, wenn man sie hinterfragt? "Freiheit des Einzelnen"? Des Dollar und des Euro? Der Banken? Oder der Politikerkaste in Berlin, die gerade uns Leistungsträger ausbeuten, wie schon lange nicht mehr?

Denn lügen und unterlassen, dass kann unsere politische Kaste! Gerade hinsichtlich der Zeit vor '45!
Es sind ja mittlerweile zahllose Umstände bekannt, die mehr als deutlich darauf hinweisen, wer damals auf den großen Krieg hinarbeitete und am bewaffneten Konflikt interessiert war. Hier sei auf die Arbeiten von Autoren wie Herrn Scheil, Herrn Schwipper und Herrn Hoffmann hingewiesen.
Diejenigen, die auf den großen Krieg hinarbeiteten, saßen damals jenseits der Weichsel und des Ärmelkanals, und zeigen heute noch auf uns und behaupten, nur die Freiheit im Sinn gehabt zu haben, als sie Polen nicht daran hinderten, die Deutschen in den nach 1918 abgetrennten Gebieten zu unterdrücken, sie zu entrechten und über 50.000 von ihnen sogar umzubringen. Mehr noch, sie ermutigten Warschau, sich nicht auf die zahlreichen Verhandlungsvorschläge aus Berlin einzulassen, sondern die eigene Kriegsplanung voranzutreiben, bis schließlich sogar am 30.08.39, zu einem Zeitpunkt, wo es entlang der polnisch-deutschen Grenze schon an vielen Ecken brannte, die Generalmobilmachung ausgerufen wurde.

Und der Aufmarsch der Roten Armee im ersten Halbjahr 1941 war genauso wenig ein Defensivaufmarsch, wie Putins "Spezialoperationen" rein der Verteidigung der Oblasten Luhansk und Donezk und der russischen Minderheit dienen.

Die Aggressivität und Unrechtsmäßigkeit in vielen Aspekten des damaligen deutschen Regimes ist hinlänglich bekannt und muss immer wieder benannt werden! Die kriegstreiberischen Handlungen unser damaligen Kriegsgegner zu entschuldigen und deswegen sogar Fakten zu unterdrücken, ist allerdings alles andere als freiheitlich!
Dafür sich an der Front totschießen zu lassen? Nein!

Erst in einem Klima wirklicher Meinungsfreiheit frei von Schwarz-Weiss-Malerei, mit Respekt auch vor den soldatischen Leistungen unserer Vorfahren werden wir zu einer Haltung gelangen, in der sich Verteidigungswillen und Opferbereitschaft entwickeln kann - die wiederum in einen europäischen Zusammenhang zu stellen ist! Denn ein Gegner, der bereit ist, gegen Deutschland zu Felde zu ziehen, wird auch nicht an den Grenzen unserer europäischen Nachbarn und Freunde halt machen.

Sonja Dengler am 08.03.22, 11:35 Uhr

Sie haben zu Ihrer Zeit damals das Zeitgeist-Lied der Abrüstung mitgesungen - und nun singen Sie wieder mit: das Lied nämlich, auf Knopfdruck sei alles wieder ins Lot zu bringen. Nur - die Welt hat sich definitiv verändert und da hilft es nicht weiter, wenn Sie - als wären Sie neutraler Beobachter von außen - nun wieder in das Regierungslied mit einstimmen.

Frank G am 07.03.22, 10:54 Uhr

Wo will mein bei Wiedereinführung der Wehrpflicht die Wehrpflichtigen unterbringen? Viele Standorte wurden geschlossen und weiterverwertet. Die vorhandenen Standorte dürften in einem sehr renovierungsbedürftigen Zustand sein.

Waffenstudent Franz am 05.03.22, 14:59 Uhr

Zur freundlichen Erinnerung: Allein hinsichtlich geistiger und körperlicher Verfassung rechneten die Militärs 1914 in Europa einen einzigen Deutschen Soldaten gegen 20 Russen, 12 Franzosen und 8 Briten auf. Die Verhältnisse bezogen sich auf Fußtruppen, ohne schweres Gerät.

Nur die NVA wurde dem alten Deutschen Anspruch noch ansatzweise gerecht. Das ist inzwischen über 30 Jahre her. Der moderne BW-Soldat benötigt inzwischen ein Navi, wenn es darum geht, seine Körperöffnungen zu orten.

Es ist ein Oberwitz, wenn gerade jetzt die ausgemusterte BW-Führung den Zustand der Truppe beklagt. Schließlich hat die BW selbst die preußischen Anforderungsprofile verwässert.

Gregor Scharf am 05.03.22, 11:02 Uhr

Herr General Kujat, Geld schiesst und kämpft nicht. Es sind in erster Linie Soldaten, die die Drecksarbeit verrichten müssen und ihr Leben für den Schutz der Heimat hergeben. Dabei sind es genau die Schreibtischtäter, Politiker und ihre Strippenzieher, die für jegliches internationales und nationales Fehlverhalten so gut wie nie zur Rechenschaft gezogen werden und die Hauptverantwortung tragen sollten.
Sie wollen doch nicht sagen, dass auch Sie sich nicht haben einlullen lassen von den Sirenenklängen eines immerwährenden Friedens in Europa durch die Abschaffung der Armee? Als Reservist gehe ich sogar soweit, anzunehmen, dass es gewollt war, uns kampf- und wehrunfähig zu machen. Hier war die "fünfte Kolonne" überaus erfolgreich und untergräbt auch heute unsere Stabilität und Sicherheit, Beispiele: FFF, Letzte Generation . . . und sonstiger Stuss wohlstandsverzogener, in sich selbst verliebter, respektloser Nachkommen.
Den Punkt Moral, Kampfmoral und Feindbild sprechen Sie überhaupt nicht an, denn der ist in höchstem Maße entscheidend für die Ziele. Nur einfach die Wirtschaft auf Rüstung trimmen bringt außer einer gigantischen Ressourcenverschwendung gar nichts. Dann müsste ebenfalls der Schalter von einem Tag auf den anderen überall umgelegt werden, auch in den Köpfen. Bei der Kollaboration und Verstrickung in allen Bereichen, muss man einkalkulieren, dass die Zersetzung noch weitaus drastischere Formen annehmen wird. Sabotageakte, Terror . . . In erster Linie müssen wir jetzt Haltung bewahren, humanitäre Hilfe leisten, wie wir es gerade in unglaublich grossem Einsatz zahlloser Mitmenschen erleben. Und zeitgleich die Köpfe wieder gerade rücken. So gesehen hat der Angriff auf die Ukraine die Wirkung einer Schocktherapie auf die Weltgemeinschaft. Das hier ist unser aller Planet und niemals darf man zusehen, wenn ein Erwachsener ein Kind schlägt. Wie verhält es sich also, wenn ein Staat einen anderen überfällt, aus welchem Grund auch immer. Die rote Linie ist doch schon seit Jahrzehnten überschritten.
Wir sind Soldaten, ausgebildet zum Schutz unserer Heimat sowie Leben und Gesundheit der Schutzbedürftigen zu erhalten. Nur Abschreckung hält einen Strassenschläger davon ab, einen anzugreifen. Wenn er auf Drogen ist, wird er es trotzdem wagen. Für einen solchen Fall muss man immer gerüstet sein, als Einzelperson, als Gesellschaft und als Staatengemeinschaft. Fazit: Die Verteidgungspolitik seit der Wiedervereinigung war eine Katastrophe. Heute müssten NVA-Reservisten auf die Kinder derjenigen Schiessen, mit denen sie vor Jahren im Warschauer Pakt dienten. Die gegenwärtige Zäsur und Zeitenwende wurde entweder bewusst herbei geführt und/oder Idioten und Feiglinge haben sie zu verantworten.
Deutschland soll wie so oft in der europäischen Geschichte abermals für die Dummheiten anderer bluten müssen. Darauf wird es hinauslaufen, wenn die Russen nicht schon vorher mit ihren Tanks durch die Strassen von Berlin rollen und sich mit den Amerikanern an der Elbe die Hände reichen.

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