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Polizei im Einsatz: Eine Studie sollte klären, wie zufrieden die Beamten in ihrem Beruf sind
Foto: imago/A. FriedrichsPolizei im Einsatz: Eine Studie sollte klären, wie zufrieden die Beamten in ihrem Beruf sind

Polizeistudie

Stressfaktoren nehmen zu

Beamte beklagen schlechte Rahmenbedingungen – Kritik an Justiz wird laut

Peter Entinger
13.04.2023

Wer darauf gewartet hatte, das Papier würde weitreichende Erkenntnisse zu Vorurteilen von Beamten gegenüber Migranten liefern, der dürfte enttäuscht sein. Darauf weisen die Autoren der Studie „Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten“, die in der vergangenen Woche vom Bundesinnenministerium vorgestellt wurde, gleich in ihrer Einleitung hin: „Der Titel macht deutlich, dass ganzheitlich Erkenntnisse zum Berufsalltag von Polizeibeamten in den unterschiedlichsten Verwendungen generiert werden sollen. Insofern handelt es sich nicht um die von der Öffentlichkeit geforderte sogenannte Rassismusstudie.“

Dennoch überwogen an den Tagen nach der Veröffentlichung Schlagzeilen wie „Polizisten haben laut Studie häufiger Vorurteile gegen Obdachlose und Muslime“. Das mag auch daran liegen, dass die Studie noch unter dem früheren Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bei der Deutschen Hochschule der Polizei in Auftrag gegeben wurde, nachdem sich Verdachtsfälle von Rechtsextremismus in Sicherheitsbehörden gehäuft hätten.

Keine Rassismusstudie

Insgesamt lässt sich feststellen, dass häufiger strukturelle Rahmenbedingungen (wie beispielsweise die Personalstärke oder zunehmende Bürokratie) als Stressfaktoren benannt wurden denn der Umgang mit Gewalt und Leid. Wenn die Rahmenbedingungen stimmten, wurde häufig argumentiert, könne mit den inhaltlich belastenden Aspekten (Gewalterlebnisse, Konfrontation mit Leid et cetera) gut umgegangen werden.

Als belastend wird der Kontakt mit Opfern insbesondere dann erlebt, wenn es sich dabei um Kinder handelt oder um Menschen, die den Angehörigen der Polizei zuvor bekannt waren. „Unzufriedenheit mit dem Justizsystem, insbesondere im Hinblick auf die Strafverfolgung“, wurde aus allen befragten Einheiten berichtet. Mit Spannung erwartet wurden die Ergebnisse im Hinblick auf angebliche rassistische Vorurteile. Hier zeigt sich, dass es sich bei der Polizei offenbar um einen Querschnitt der Gesamtbevölkerung handelt. „Menschenfeindliche Positionen lassen sich wie in der Gesamtbevölkerung auch in der Polizei feststellen. Allerdings sind bei fast 30 Prozent der Befragten Tendenzen sichtbar, Asylsuchende abzuwerten. Knapp zehn Prozent lassen in ihren Antworten Muslimfeindlichkeit erkennen. Fast jeder Fünfte unterstützt chauvinistische Einstellungen oder äußert sich nicht eindeutig ablehnend“, heißt es. Etwas stärker als in der Gesamtbevölkerung finden sich bei der Polizei laut der Erhebung Vorurteile gegenüber Wohnungslosen sowie muslimfeindliche Einstellungen.

Interessant ist die Feststellung, dass sich die Einstellungen im Laufe der Dienstjahre offenbar verändern. Sind die „Vorbehalte“ bei jüngeren Beamten eher weniger ausgeprägt, so steigen sie mit zunehmendem Alter. Ob dabei eine Vielzahl negativer Erfahrungen eine Rolle spielt, lässt die Studie allerdings unbeantwortet. Diese Frage müsse Gegenstand künftiger Untersuchungen sein. Laut Studie stimmen immerhin 14 Prozent der Aussage zu, es gebe „geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben“. Etwa jeder fünfte Befragte glaubt, dass Demonstrationen oft nur ein Deckmantel für Menschen seien, „die Krawall machen wollen“.

Niedrige Teilnahmequote

Darüber, ob die Studie samt ihrer Ergebnisse repräsentativ sei, gibt es Meinungsverschiedenheiten. Denn die Teilnahme fand online, anonym und freiwillig statt. Die Rücksendequote lag zwischen sechs und etwa 30 Prozent, aus Baden-Württemberg und Hamburg konnten aufgrund geringer Teilnahmebereitschaft keine repräsentativen Erhebungen stattfinden.

Obwohl die Autoren wie geschildert ausdrücklich darauf hinweisen, dass es keine „Rassismusstudie“ sei, sprang Innenministerin Nancy Faeser (SPD) in einer ersten Stellungnahme gleich über dieses Stöckchen. Sie forderte als Konsequenz aus den Ergebnissen eine Überprüfung der Aus- und Fortbildung der Beamten. „Es gibt null Toleranz gegenüber Rechtsextremismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit“, betonte Faeser und fügte hinzu: „Jeder derartige Vorfall muss deutliche Konsequenzen haben“.

Der Kriminologe Tobias Singelnstein, der zum wissenschaftlichen Beirat gehört, der die Studie begleitet, beklagte in einem Interview mit der „Tagesschau“ indirekt eine mangelnde Kooperationsbereitschaft: „Niemand hat große Lust, sich im beruflichen Kontext kontrollieren zu lassen. Das gilt für die Polizei in besonderer Weise, denn viele Polizisten fühlen sich ohnehin schon kontrolliert. In der Polizei müsste noch viel stärker das Selbstverständnis verankert werden, dass es bei einer Organisation, die über so große exekutive Befugnisse verfügt, auch entsprechende gesellschaftliche Kontrolle braucht.“


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Kommentare

Kersti Wolnow am 14.04.23, 06:26 Uhr

„Menschenfeindliche Positionen"

Es ist menschenfeindlich, sogar unmenschlich, Menschen mit leeren Versprechungen die Wurzeln zu kappen und den anderen die Kultur samt Sprache zu nehmen.
Das System ist unmenschlich.

Ralf Pöhling am 13.04.23, 14:44 Uhr

Zitat:"Dennoch überwogen an den Tagen nach der Veröffentlichung Schlagzeilen wie „Polizisten haben laut Studie häufiger Vorurteile gegen Obdachlose und Muslime“."
Das sind keine Vorurteile, sondern folgerichtige Urteile aus jahrelanger praktischer Erfahrung. In beiden Fällen gibt es auffallend häufig massive Probleme im Umgang aufgrund psychisch auffälligen Verhaltens, welches nicht(!) der Norm entspricht.
Selbst bei kleineren Angelegenheiten, die keiner Rede Wert sind, wird von beiden Gruppen nicht selten total aufgedreht, jede Kooperation sofort blockiert und teils völlig unnachvollziehbar massivste Gegenwehr geleistet.
Hinzu kommt, dass beide Gruppen aus Erfahrung genau wissen, wie weit der Staatsapparat gehen darf, bevor er sich selbst juristisch angreifbar macht. Und das wird weidlich ausgenutzt. Wir brauchen mehr Befugnisse für Sicherheitsapparat und ja, auch für den rechtstreuen Normalbürger. Im Moment werden Sicherheitsapparat und Normalbürger durch die Gesetze soweit selbst(!) geknebelt, dass renitentes Volk gegenüber dem zivilisierten Teil der Bevölkerung andauernd die Oberhand gewinnt. Was dann die Richterschaft in die falsche Richtung durch viel zu lasche Urteile gegenüber Wiederholungstätern auch noch begünstigt.
Das kann es nicht sein.
Wir brauchen also das, was die Amerikaner aus gutem Grund auch seit jeher haben:
"Stand your Ground" und die "Castle Doctrin".
Und dann muss jeder anständige Bürger in diesem Land bewaffnet werden. Es hatte einen guten Grund, warum im Wilden Westen jeder Barkeeper eine abgesägte Schrotflinte unter dem Tresen liegen hatte. Dieser Grund liegt nun leider auch in Deutschland vor. Wer aus Deutschland einfach ein Einwanderungsland wie die USA macht, der muss dessen gesellschaftliche Fehlentwicklungen genauso kontern. Ob er es will oder nicht. Sonst wird sich dieses Land unweigerlich in ein vollkommen unkontrollierbares Shithole verwandeln.

Ron Verden am 13.04.23, 08:12 Uhr

Die Umfrage wurde auch Online den Polizeibeamten in NRW angeboten.
Nach etwa der fünften Frage wurde klar, was gewünscht war.
Wenn man etwas kritischere Auffassungen die auch aufgrund meiner nunmehr 36 Dienstjahren sehr real und zutreffen sind vertrat, war man Rechts.
Im Neudeutschen nennt man das glaube ich Framing.
Bei mir entstand der Eindruck, die v
Verfasser dieser Umfrage wollten die Polizei rechts verorten.
Ich habe die Befragung nach Frage fünf, wie auch die meisten Kollegen meiner Dienststelle auch, abgebrochen.

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