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Überflutete Straße in Ahrweiler
Foto: paÜberflutete Straße in Ahrweiler

Politik

Tage des Schreckens – und der Ernüchterung

Die Flutkatastrophe im Westen lässt die Deutschen mit Blick auf die Ereignisse fassungslos – und in Bezug auf die politische Führung ratlos zurück

René Nehring
21.07.2021

Die Schamfrist dauerte nur einen Tag. Als im Laufe des Donnerstags vergangener Woche deutlich wurde, dass der seit Mittwoch herrschende Starkregen im Westen Deutschlands zu zahlreichen Toten führte, war klar, dass dies nicht ohne eine Debatte über die politischen Konsequenzen bleiben würde.

Und doch war es erschütternd, wie schnell – und schamlos – manche Kommentatoren versuchten, die Katastrophe auszunutzen. Schon am Freitag, als die Zahl der Toten stündlich zunahm, als Autos, Häuser und ganze Straßen fortgespült wurden – und wo nicht ansatzweise klar war, warum es im Gegensatz zu anderen Hochwasserfluten zu einer derartigen humanen Katastrophe kommen konnte, zu diesem Zeitpunkt setzten bereits der „taz“-Redakteur Malte Kreutzfeldt und der stellvertretende „Zeit“-Chefredakteur Bernd Ulrich giftige Kommentare gegen den CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Armin Laschet ab.

Wohlgemerkt: Sie forderten nicht nur – wie in ähnlichen Situationen andere auch – eine Intensivierung des Kampfes gegen den Klimawandel, sondern sie holten zur persönlichen Attacke gegen den bislang aussichtsreichsten Bewerber um das Kanzleramt aus – obwohl sich der weitaus größere Teil der Katastrophe im von der Sozialdemokratin Malu Dreyer regierten Rheinland-Pfalz ereignete.

Was die Laschet-Kritiker zu jenem Zeitpunkt nicht wissen konnten war, dass sich der CDU-Politiker einen Tag später in einer nicht für möglich gehaltenen Weise selbst beschädigte, indem er während eines Besuchs im Krisengebiet mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier herumfeixte, als das Staatsoberhaupt zu den Medien sprach. Während in früheren Fällen Politiker staatsmännisch mit ernstem Blick in Gummistiefeln durch das Katas-trophengebiet liefen und mit entschlossener Stimme verkündeten, dass die Beseitigung der Schäden eine gesamtnationale Aufgabe sei, gab Armin Laschet den Krisen-Clown. Undenkbar, dass dies einem Helmut Kohl, einem Gerhard Schröder oder einer Angela Merkel passiert wäre. Einem Markus Söder übrigens auch nicht.

Das Elend der kommenden Wahl

Ob dies Folgen für die kommende Bundestagswahl haben wird, ist offen. Nachdem es in den letzten Wochen infolge der Selbstentzauberung der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock so aussah, als liefe alles auf Laschet zu, stehen die Deutschen nun vor der Situation, dass ihr nächster Kanzler entweder ein Landesfürst wird, dem in Zeiten höchster Not das Format für das Amt fehlt, oder eine Politikerin, deren Glaubwürdigkeit schwer beschädigt ist. Und der von manchem Kommentator als seriöse Alternative gepriesene Olaf Scholz? Hat unlängst mit seiner Aussage, nicht zu wissen, wieviel ein Liter Benzin kostet, weil er nie selbst tankt, seine Entkoppelung vom normalen Leben demonstriert – von seiner Rolle in den Wirecard- und Cum-Ex-Skandalen ganz zu schweigen.

Zurück zur Flut: Es waren nicht nur die Grünen und ihnen nahestehende Medien, die umgehend „Klimawandel“ riefen, sondern auch verantwortliche Politiker aus anderen Parteien. Für sie bietet der Verweis auf die höhere Gewalt des Klimawandels praktischerweise Entlastung für irdische Versäumnisse. Dass es diese gab, zeigen unter anderem die Erklärungen des europäischen Hochwasserwarnsystems EFAS und des Deutschen Wetterdienstes, dass die Behörden in Bund und Ländern Tage vorher detailliert vor extremen Hochwasserlagen gewarnt worden sind. Es ist also weit mehr aufzuarbeiten als das Flutgeröll in den Straßen von Ahrweiler, Erftstadt oder Bad Münstereifel – allen voran die Frage, warum niemand die Warnungen an die Menschen vor Ort weitergab.

Zur Debatte über die Konsequenzen gehört auch, ob Politik und Wissenschaft weiter philosophisch darüber diskutieren wollen, wie sie die Erderwärmung um 0,5, ein oder zwei Grad begrenzen können – oder ob sie nicht besser konkret und praktisch darüber nachdenken, wie wir uns (unabhängig von deren Ursachen) künftig besser vor Extremwettern schützen.


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Kommentare

Annegret Kümpel am 25.07.21, 18:24 Uhr

Tja und mit den unerträglichen Verschiebungen von 'Themen auf Nebenschauplätze wie "falsche Helfer" mit "Nazihintergrund" und anderen Beschimpfungen, läßt sich der deutsche Michel wieder hinter die Fichte locken. Nicht thematisiert wird, wie menschenverachtend und zynisch diese Art der Berichterstattung ist. Es geht um Menschen und um Menschenleben, davon habe ich viel zu wenig gehört und gesehen. Und wenn die Deutschen die nötige Empathie nicht einfordern, werden die "Journalisten" nichts ändern: "weiter so" ist die Devise.
So wird es auch nach der BTW weitergehen, wenn der deutsche Wähler nicht endlich aufwacht.

Tom Schroeder am 24.07.21, 16:03 Uhr

Dass mal wieder eine "Flut" die Wahlen beeinflusst, ist der Hohn des deutschen Volkes an die Demokratie. Wer sich hier über die Instrumentalisierung der bedauerlichen Ereignisse für eine Wahl-Entscheidung mit viel weitreichender Tragweite beeinflussen lässt, ist dumm und der Demokratie nicht eigentlich würdig.

Siegfried Hermann am 22.07.21, 10:17 Uhr

Ich sach nur 2 Sachen:
Für jedes Flutopfer sollen es 200-300 Euro -nach Antrag- geben. Macht in der Summe 0,3 Mrd.
Für bunte Invasoren stehen allein 48 MRD. "Rücklagen" BEREIT!
In den eher abgelegenen Dörfern nach 6 Tagen immer noch kein THW, Feuerwehr, BW, oder Rettungskräfte gesehen worden.
Und die "Polizei" hat nix besseres zutun, AKTIVE Helfer zu behindern, mit abstrusen Begründungen wie "rächte Querdenker-Demo", wo sie nur können.
Es gibt auch zahlreiche Berichte im Netz, wo BUNTE Plünderer, selbst einem das "letzte Hemd" was geblieben ist, noch geraubt haben.
DANKE! DANKE für soviel Dankbarkeit, die Euch jahrzehntelang die Flutopfer Euch durch unverschämte Steuerforderungen bezahlt haben.
Und dann diese Halbaffen mit ihren Klimawahn. Kamera an. Fotostopp. Kamera wieder aus. Und ab im wellness-Flieger in die Karibik, weil man aaaach so betroffen ist und gestresst ist von den Flutopfern.
Selbst der Nationalsozialismus ist nicht so tief gesunken.

s. Braun am 22.07.21, 10:00 Uhr

Politische Führung ? Was wir haben sind Parasiten, die uns kahlfressen ! Sie klauen uns unsere Lebensgrundlage, indem Sie unsere Wälder und Wiesen immer mehr zupflastern mit sinnlosen Windrädern. Diese abgehobende Elite will uns weismachen, daß WIR den Klimawandel besiegen können indem wir uns in die Steinzeit katapultieren .
Mensch sei schlau - wähl blau !

Chris Benthe am 22.07.21, 08:00 Uhr

Tja...wer jetzt noch im September das Parteienkartell wählt, hat das Recht auf Jammern verwirkt. Denken, Nachdenken und Überdenken sind in Deutschland mittlerweile zur Luxuskategorie verkommen. Doch bedenke: wer zu lange auf Tischen tanzt, obwohl die Große Dauerparty längst vorbei ist, wird weggeschwemmt werden. Es klingt zynisch, aber, wie Katrin Göring-Eckardt schon sagte: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf!". Allerdings mit dem Unterschied, dass es das Ende der unerträglichen Ignoranz und Dekadenz bedeutet.

Micha Hausmann am 21.07.21, 22:07 Uhr

Wollen wir wirklich Einem wie Laschet, der statt den Überfluteten konkret zu helfen, stolz verkündet, daß in NRW im Kampf gegen den „Klimawandel“ demnächst 7 Tagebaue geschlossen werden sollen, die Führung unseres Landes ,,anvertrauen"?

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