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Industrie

Tesla plant gewaltige Expansion

Werk bei Berlin soll schon 2024 massiv wachsen – Experte: „Wollen größter Autobauer der Welt werden“

Hermann Müller
01.08.2023

Tesla will in seinem Werk im brandenburgischen Grünheide die Mitarbeiterzahl verdoppeln und die Produktionszahl von E-Autos vervierfachen. Schon jetzt hat sich Teslas Autowerk östlich von Berlin zu einem der größten Industriebetriebe in den östlichen Bundesländern entwickelt. Nicht einmal anderthalb Jahre nach dem Produktionsstart in der Giga-Fabrik 4 kündigte Tesla nun überdies eine drastische Vergrößerung des Werks für Elektroautos an.

Nach den neuen Plänen will Tesla in Grünheide künftig eine Million Autos pro Jahr herstellen. Aktuell produziert das Unternehmen an dem Standort gut eine Viertelmillion Fahrzeuge jährlich. Wird die Planung tatsächlich umgesetzt, rollen nach dem Ausbau in Grünheide jeden Tag 2700 Fahrzeuge vom Band.

Die Mitarbeiterzahl will Tesla von derzeit bereits mehr als 10.000 auf 22.500 zum Ende des dreistufigen Ausbaus aufstocken. Auf den ersten Blick klingt diese Entwicklung wie eine Erfolgsgeschichte. Bei näherem Hinsehen stellen sich jedoch einige Fragen. So soll Tesla laut einem Bericht des „Business Insider“ im Juni Schichten gekürzt und die Zahl von Leiharbeitern im Werk Grünheide reduziert haben. Betroffen sind laut dem Beitrag Hunderte Arbeitsplätze. Dirk Schulze, IGMetall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, erklärte mit Blick auf Teslas Ankündigung, neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen, dies stehe „in krassem Widerspruch zu dem, was die Beschäftigten vor Ort gerade erleben“.

Konkurrenten geraten unter Druck
Laut dem Gewerkschafter wird trotz hoher Krankenstände in erheblichem Umfang Personal abgebaut. Teslas Stellenstreichungen, von denen auch das Werk in Schanghai betroffen sein soll, haben mittlerweile zu Spekulationen geführt, dass die Geschäfte des Unternehmens womöglich doch nicht so gut laufen wie nach außen dargestellt.

Ein positives Bild zeichnet allerdings der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er bezeichnete Teslas Erweiterungspläne gegenüber dem Radiosender Antenne Brandenburg als eine „Kampfansage“ an alle übrigen Autobauer. Laut dem Professor vom CAR-Institut in Duisburg müssen sich die Tesla-Konkurrenten auf schwierige Zeiten einstellen. Tesla werde mit seinen „Preisstrukturen auf dem Weltmarkt furchtbar wüten“, so Dudenhöffer „Man kann nicht ausschließen, dass es bei anderen Autobauern zu Konkursen führen wird.“ Unter Druck sieht der „Autopapst“ durch den Preiskampf auch die deutschen Autobauer. Tesla-Chef Elon Musk hat laut Dudenhöffer das Ziel, der weltweit größte Autobauer zu werden.

Das Unternehmen konnte bei seinem Werk in Grünheide bislang stark auf die Unterstützung der Brandenburger Landesregierung bauen. Noch vor dem Vorliegen einer endgültigen Genehmigung für das Gesamtprojekt konnte Tesla mit dem Bauen anfangen. Teile des Werks wurden trotz scharfer Kritik von Anwohnern und Umweltschutzverbänden zudem in einem Wasserschutzgebiet errichtet.

Auch die angekündigte Vergrößerung des Werks zieht neue Kritik auf sich. Zum Plan gehört eine 700 mal 700 Meter große neue Produktionshalle. Für den sicheren Stand der Riesenhalle sollen 81.200 Betonpfähle in den Boden gerammt werden. Beim Wasserbedarf, bislang schon ein besonders kritischer Punkt der Ansiedlung, sieht das Unternehmen kein Problem: Trotz der drastischen Ausweitung der Produktion will der Autobauer den Bedarf an Frischwasser durch Wiederaufbereitung auf dem bisherigen Niveau halten. Flüssiggas statt Erneuerbarer Wie schon bei der ersten Ausbaustufe des Werks drückt Tesla auch bei der Erweiterung aufs Tempo. Der Baustart soll nach den Vorstellungen von Tesla-Chef Musk bereits im Jahr 2024 sein. Bürger haben bis zum 18. September Zeit, gegen das Vorhaben Einwände zu erheben. Kritiker argwöhnen, es sei kein Zufall, dass die vorgeschriebene öffentliche Auslegung der Erweiterungsanträge mit insgesamt 19.000 Seiten ausgerechnet in den Sommerferien erfolgt: „Dass Tesla erst einen Tag vor Auslegung der Unterlagen eine Informationsveranstaltung durchführt, diese Unterlagen gerade zur Urlaubszeit einsehbar sind und ein positiver Bescheid eh erteilt werden wird, steigert die Politikverdrossenheit der Menschen in der Region“, so eine Sprecherin der Wassertafel Berlin-Brandenburg, einem Zusammenschluss von interessierten Bürgern.

Aus den Antragsunterlagen geht unter anderem hervor, dass Tesla für sein Werk in Grünheide offenbar auch ein Gaskraftwerk und ein Flüssiggasterminal errichten will. Dieses Vorhaben ist bemerkenswert:
Als Elon Musk sich im Jahr 2019 für Grünheide als Standort seiner ersten Giga- Factory in Europa entschieden hatte, soll laut einem damaligen Bericht des „Spiegel“ nämlich die hohe Verfügbarkeit von Erneuerbarer Energien in Brandenburg eine wichtige Rolle gespielt haben.


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Kommentare

Marcus Junge am 01.08.23, 16:08 Uhr

Liegt hier gleich um die Ecke. Gibt nicht genug Wasser dafür. Wohnraum auch nicht. Fachkräfte ebenso nicht. Dafür gibt es massiv "Subventionen" (marxistische Planwirtschaft) und damit erklärt sich der "Bauboom". Aber macht einfach. Mal sehen wann die Idioten hier begreifen, daß es nichts nutzt "Arbeit" (ohne Subventionen bald wieder weg) zu haben, wenn man gleichzeitig daheim kein Wasser mehr hat / dieses unbezahl ist.

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