Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Durch seinen Flusshafen erlangte die ostpreußische Hauptstadt schon frühzeitig an Bedeutung
Schon bald nach der Gründung Königsbergs im Jahre 1283 unter der Ägide des Deutschen Ordens erlangte der dortige Hafen eine überregionale Bedeutung, die noch wuchs, als die Altstadt 1340 der Hanse beitrat. Der Flusshafen am Pregel diente als Umschlagplatz für zahllose Güter, darunter Salz, Getreide, eingelegte Heringe, Holz, Asche, Teer, Wachs, Leder, Pelze, Flachs, Hanf, Tuch, Reis und Wein.
Bereits 1365 verlieh der 22. Hochmeister des Deutschen Ordens, Winrich von Kniprode, Königsberg das Stapelrecht: Durchziehende Kaufleute mussten ihre Waren nun ausladen und für eine bestimmte Zeit feilbieten. Das entsprechende Privileg wurde 1518 und 1782 erneuert.
Von der Wichtigkeit des Königsberger Hafens zeugen einige überlieferte Zahlen. So kamen 1608 schon 614 holländische Schiffe in die Stadt am Pregel. 15 Jahre später wurden 500.000 Scheffel Getreide via Königsberg exportiert. Diese Menge stieg bis 1784 auf drei Millionen Scheffel. Zur selben Zeit verfügten die Königsberger Kaufleute über 91 Schiffe.
Winrich von Kniprode verlieh Königsberg das Stapelrecht
Im 19. Jahrhundert setzte sich die positive Entwicklung fort, wobei jetzt auch mit dem Farbstoff Indigo und Tee gehandelt wurde. Bis 1894 stieg der Königsberger Hafen zur weltgrößten Drehscheibe für die Verschiffung von Linsen auf. Ein Jahr später langten 1215 Dampfer und Segler mit 447.309 Tonnen Fracht in Königsberg an und 2172 Schiffe mit 610.324 Tonnen Waren aller Art an Bord stachen von hier aus in See. Doch das war noch nicht das Ende des Aufschwungs: 1932 belief sich der Güterumschlag dann bereits auf 1,7 Millionen Tonnen und wuchs bis zum Zweiten Weltkrieg auf 4,6 Millionen Tonnen – das Doppelte dessen, was über die Bahnverbindungen von und nach Königsberg transportiert wurde. Das lag daran, dass der Hafen der ostpreußischen Hauptstadt zu einem der modernsten Häfen rund um die Ostsee avanciert war und auch immer leistungsstärkere Schiffe nach Königsberg fuhren.
Zu den wichtigsten Marksteinen dieser Entwicklung zählte die Ankunft des ersten Dampfers, nämlich der in Elbing gebauten „Copernicus“ im Jahre 1828. Dem folgten 1839/40 die „Anna Henriette“, „Gazelle“ und „Schwalbe“, welche bald regelmäßig zwischen Königsberg, Pillau, Danzig, Elbing und Stettin verkehrten.
Ein weiterer maßgeblicher Faktor für das Prosperieren des Königsberger Hafens war der Bau des Seekanals zwischen Pillau und der Pregelmündung in der Zeit zwischen 1890 und 1901, der 12,3 Millionen Mark kostete. Hierdurch entstand eine Fahrrinne von durchschnittlich 6,7 Metern Tiefe und 30 Metern Breite, in der nun auch größere Schiffe aus der Ostsee kommend nach Königsberg einlaufen konnten. Im Zuge späterer Modernisierungen wurde der 43 Kilometer lange Seekanal dann noch verbreitert und auf 8,5 Meter vertieft. Und da hier im Winter regelmäßig Eisbrecher zum Einsatz kamen, war der Königsberger Hafen auch ganzjährig erreichbar.
Erfolge nach dem Ersten Weltkrieg
Der nächste und letztlich größte Modernisierungsschub erfolgte in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als Ostpreußen wegen der Gebietsabtrennungen infolge des Versailler Diktates quasi zur „Insel“ mutierte und der Güter- und Personenverkehr durch den Polnischen Korridor ärgerlich stockend verlief. Deswegen entstanden ab 1920 auf einer Fläche von 220 Hektar fünf neue Hafenbecken entlang des Pregel-Unterlaufes mit einer Kaimauerlänge von 7,8 Kilometern sowie großzügig dimensionierten Lagergebäuden, zeitgemäßen Verladeanlagen und dem damals größten Getreidesilo Europas. Die feierliche Einweihung des nunmehrigen Handels-, Industrie-, Holz- und Freihafens von Königsberg im Stadtteil Contienen erfolgte am 13. Juni 1924 durch Oberbürgermeister Hans Lohmeyer.
Die ostpreußische Hauptstadt hätte nun das Potential gehabt, mit anderen besonders bedeutsamen Hafenstandorten wie Hamburg oder Rotterdam gleichzuziehen, doch das scheiterte trotz der enormen Fortschritte in den 1920er und 1930er Jahren. Verantwortlich hierfür war unter anderem die anfängliche Krise der Landwirtschaft in der Exklave des Deutschen Reiches. So gab es gravierende Rückgänge beim Export von Agrarerzeugnissen wie Getreide, Hülsenfrüchten und Flachs sowie beim Import von Landmaschinen. Dazu kam die veränderte geopolitische Situation in der Region. Weil die Bahnlinien vom russischen Kernland nach Ostpreußen nun durch die souveränen Staaten Litauen und Lettland führten, wurde Königsberg für den sowjetischen Außenhandel zunehmend uninteressant. Ein Übriges tat die Konkurrenz durch aufstrebende andere Hafenstädte an der Ostsee wie Danzig und Gdingen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Bei den angloamerikanischen Bombenangriffen auf Königsberg vom August 1944 wurde dann auch das Speicherviertel am Hafen zerstört. Dennoch konnten die sowjetischen Besatzer den selbigen bereits am 20. Juni 1945 wieder in Betrieb nehmen. Heute gibt es vier Hafenstandorte in Königsberg [Kaliningrad]. Diese dienen dem Umschlag von Containern und Stückgut, Fischereizwecken, der Be- und Entladung von Schüttgut sowie der Abfertigung von Tankschiffen.