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Altertumsforschung

US-Wissenschaftler bekämpfen ihr eigenes Fach

Mit ideologischen und pseudomoralischen Argumenten wird die Welt der klassischen Antike kriminalisiert

Erik Lommatzsch
13.04.2021

Bereits im Januar 2019 hatte es bei der Tagung der „American Society for Classical Studies“, also unter Wissenschaftlern, die sich der griechisch-römischen Altertumskunde widmen, politisch-agitatorisch motiviertes Aufsehen gegeben. Dan-el Padilla Peralta, der im amerikanischen Princeton als Professor für Antike lehrt, bezichtigte sein eigenes Fach einer rassistischen Identifikation mit der weißen Kultur.

Padilla Peralta wurde in Santo Domingo geboren, er kam als Vierjähriger in die USA. Über seinen Weg, der aus Obdachlosigkeit und Illegalität schließlich in eine angesehene akademische Position führte, erzählt er gern. Vor allem aber ist er damit beschäftigt, seine eigene Disziplin zu bekämpfen. Die griechisch-römischen Klassiker bezeichnete er als „halb-vampirisch, halb-kannibalisch“. Applaus gab es – wohlgemerkt von Kollegen – dafür, als er die Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass das Fach sterben werde, „und zwar sobald als möglich“.

Gegen „weiße Vorherrschaft“

Dass es sich nicht um eine Einzelmeinung handelt, zeigt die Zustimmung. Die in den USA um sich greifenden Bestrebungen, die Antike nicht nur zu marginalisieren, sondern die historisch-literarischen Gegenstände zu kriminalisieren und regelrecht zu verbannen, werden von der Allgemeinheit momentan nur am Rande wahrgenommen und thematisiert. Ausgehend von besagter Tagung und einer Veröffentlichung der französischen Zeitung „Le Figaro“ greift die „Tagespost“ eine Reihe weiterer, aktueller Stimmen auf, denen die wissenschaftlich-kritische Auseinandersetzung mit der Antike und deren Vermittlung nicht mehr genügt.

Der in Stanford lehrende Althistoriker Ian Morris beispielsweise beklagt, dass die klassische Antike ein „euroamerikanischer Gründungsmythos“ sei und fragt: „Will man solche Dinge wirklich?“ Eine andere Professorin sieht in dem Fach „ein Produkt und einen Komplizen der weißen Vormachtstellung“. Die Altertumswissenschaftlerin Donna Zuckerberg schlägt ganz große Bögen, indem sie einer „Disziplin, die in den Faschismus und den Kolonialismus historisch verwickelt gewesen ist, und die weiterhin mit weißer Vorherrschaft und Frauenfeindlichkeit in Verbindung gebracht wird“, keine große Zukunft mehr voraussagt. Gern fällt im Zusammenhang mit antiken Werken neuerdings der Begriff „toxisch“.

Niveau sinkt auch in Deutschland

Die Zurückdrängung der altphilologischen Ausbildung, die Erhebung über die „toten“ Sprachen ist auch hierzulande zu beobachten. Ebenso das Absenken der universitären Ansprüche: Inzwischen ist es in Deutschland möglich, einen Abschluss im Fach Alte Geschichte zu erwerben, ohne jemals eine Stunde Latein- oder Griechischunterricht absolviert zu haben. Die Lehre wird reduziert, selbst Dozenten sagen, von vertiefender Wissenschaftlichkeit könne mitunter keine Rede mehr sein.

Die aktive Bekämpfung der Antike aus dem eigenen Fach heraus, wie sie gerade jenseits des Atlantiks stattfindet, ist hierzulande noch nicht zu beobachten. Bei dem derzeitigen rasanten Niveauverlust hat die klassische Altertumskunde allerdings gute Chancen, sich abgeschafft zu haben, bevor sich eine ahistorische Moral-Debatte daran macht, ihr den Todesstoß zu versetzen.


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Kommentare

Klaas Klever am 22.04.21, 14:46 Uhr

Grotesk! ….. mehr ist hierzu eigentlich nicht zu sagen.

Tom Schroeder am 21.04.21, 18:06 Uhr

Heute ist alles rassistisch oder Nazi, was nicht nach den Sprachvorstellungen der links-grünen Gesinnungspolizei formuliert wurde. Ist mir schon paarmal in der Arbeit passiert. Nun rede ich absichtlich "Altsprech", d.h. das Wort Negerkuss und Zigerunerschnitzel geht mir frei von der Lippe weg - nicht dass ich das böse meinte, denn mein früherer Arbeitskollege Alfred aus Sierra-Leone - wir hatten uns seinerzeit sofort mit hohem gegenseitigen Sympathiewert angefreundet - sagte immer "Ich bin nicht schwarz, s0ndern dunkelbraun, ok?!!!" Also der nahm's mit Humor und konnte lediglich das verlegene Rumeiern von manchen Kollegen nicht so recht verstehen "Hat der was gegen mich?". Die selbsternannten Antirassisten sind selbst die groessten Rassisten. Wenn ich mit meiner Familie in Thailand unterwegs bin, und da habe ich schon mehr als 3 Jahre meines Lebens in Summe verbracht, so werde ich dort auch "Fallang" genannt - eine Verballhornung von "Foreigner" mit der Bedeutung "Guave" - stört mich nicht. Die Leute dort fassten mich, vor 30 Jahren noch, vorsichtig an und wollten fühlen, wie sich die helle Haut anfühlt. Einmal machten sie höchst anzügliche Bemerkungen über mich zur eigenen Belustigung - wussten aber nicht, dass ich die Sprache teils verstehe. Als das dann rauskam, gab man mir einen Drink aus mit 1000 Entschuldigungen - alles immer freundlich, inkludierend und sehr nett. So geht das. Die nur am Buffet in Antalya gestandenen Auslandskenner halten sich für Experten in Puncto Umgang mit anders Aussehenden. Alles Schwachsinn, was da verzapft wird! Wird auf Dauer nur die Stimmung gänzlich versauen - auf beiden Seiten: dunkelbraun und schweinchenrosa. Alles klar? Nur Diebe, Betrüger, Lügner, Schmarotzer, Erpresser, Fanatiker, Ideologen usw. gehören als solche bezeichnet, egal wie sie aussehen. So manche dieser Klientel schwimmt auf der Cancel-Culture Bewegung mit.

Ralf Pöhling am 18.04.21, 19:06 Uhr

Das antike Griechenland ist der Ursprung der Demokratie. Wer hier die Säge ansetzt, offenbart seine antidemokratische Gesinnung.

J. Goldmann am 17.04.21, 08:27 Uhr

Niemand hindert "die Schwarzen" all die Erfindungen zu machen, die die ach-so-bösen Weißen in z.B. den letzten zwei Jahrhunderten gemacht haben. Seit vielen Jahrzehnten ist die Sklaverei (zumindest in den westlichen Staaten) abgeschafft (übrigens: von Weißen). Und wo gibt es sie immer noch?
Seit wie vielen Jahrzehnten sind alle schwarz-afrikanischen Staaten frei ...und haben seitdem nix auf die Beine gestellt, ganz im Gegensatz z.B. von manch asiatischen Staaten, die inzwischen zur Weltspitze gehören.
Das Unterdrückungs-Gejammer von Hinz & Kunz (um Geld und Einfluss zu bekommen) geht nur noch auf unsere Nerven.

Michael Holz am 16.04.21, 10:29 Uhr

Na ja, eine Frage sei erlaubt: Wo waren die Schwarzen in der Antike? Wer rückwirkend die Geschichte verfälschen will, ist ein Narr oder noch Schlimmeres. Man kann nichts für sei Aussehen, aber wenn ich diesen schwarzen "Anti-Rassismus-Kämpfer" sehe, erkenne ich an seinem Gesichtsausdruck "Wer" und "Was" er ist. Die Dekadenz hat das antike Griechenland und Rom zu Fall gebracht, so wird auch die "westliche Welt" fallen. Das ist der Lauf der Geschichte und Herr Padilla Peralta sägt am Ast, auf dem er sich so bequem eingerichtet hat.

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