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Warum uns auch die indische Mutante enttäuschen dürfte, und wie wir trotzdem weitermachen
Eines immerhin darf uns mit großer Zufriedenheit erfüllen: Auf die heranrollende Delta-Variante des Coronavirus sind die Deutschen deutlich besser vorbereitet als auf Deltas Vorläufer. Rein mental gesehen, meine ich. Die meisten von uns haben sich längst abgewöhnt, dumme Fragen zu stellen, welche die offiziellen Maßnahmen nur stören.
Was haben wir von Delta zu erwarten? Eines ist bereits klar: Wie eine große deutsche Tageszeitung unter Berufung auf Wissenschaftler deutlich gemacht hat, ist die neue Virusmutation „noch gefährlicher“ als die Vorherigen und vor allem viel „ansteckender“. Das heißt, Moment: Da habe ich jetzt was verwechselt. Die hier zitierte Einstufung „noch gefährlicher“ und „ansteckender“ stammt von Anfang Februar und bezog sich auf die britische Alpha-Variante.
Die Bundesregierung nahm den Ball damals dankbar auf und begründete die nächste Maßnahmenverschärfung mit der steigenden Gefahr durch die britische Variante. Schließlich hatte ein englischer Wissenschaftler vor Alpha gewarnt: „Es wäre nicht überraschend, wenn sie sich als tödlicher erweisen würde.“ Ach nein, auch wieder durcheinandergebracht: Die konkrete Warnung vor der möglicherweise höheren Tödlichkeit stammt nun wieder aus diesem Monat und bezieht sich auf die Delta-Variante.
Wird das nicht irgendwann peinlich?
Ja, ich weiß, sollte nicht passieren. Aber wenn die Verantwortlichen und die übrigen Tonangeber bei jeder Virusmutation immer das Gleiche sagen, wie soll man da noch behalten können, welche Warnung zu welchem Erregertyp ausgerufen wurde?
Im April folgte übrigens die Auflösung: „Britische Mutante doch nicht tödlicher.“ Vielleicht lesen wir über Delta in zwei Monaten das Gleiche. Wird das nicht irgendwann peinlich? Aber nein, in dem Falle schreiten wir einfach zum nächsten Anlauf. Der liest sich dann so: „SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach räumt ein, dass die Gefahren der Delta-Variante womöglich zu hoch eingeschätzt wurden. Er warnt aber eindringlich vor den Auswirkungen der neuen Epsilon-Variante, die sich von (Ursprungsland muss noch eingefügt werden) her ausbreitet. Laut Wissenschaftlern, so Lauterbach, sei damit zu rechnen, dass sie noch gefährlicher und auch viel ansteckender ist als die herkömmlichen Virustypen. Und es wäre nicht überraschend, wenn sie sich als tödlicher erweisen würde.“ Bis zum letzten Buchstaben Omega sind noch 19 griechische Lettern frei, die auf ihre Verwendung als Mutanten-Etikett warten. Wir können das also fast ewig so weiterspielen.
Wissenschaft, wenn es passt
Wie es aussieht, werden wir die weiteren Stellen des Griechen-Alphabets auch gut gebrauchen können, da ein Ersatz für Delta schon bald nötig werden dürfte. Denn aus Indien, bekanntermaßen „Hotspot“ von Delta, erreichen uns verwirrende Zahlen. Laut der Johns-Hopkins-Universität (USA) sind dort die positiven Testungen seit Anfang Mai sturzbachartig auf ein Zehntel zusammengeschnurrt – und das, wie eine deutsche Zeitung verblüfft feststellt, „trotz der ansteckenderen Delta-Variante“. Dabei sind in dem Riesenland erst etwa fünf Prozent der Bevölkerung voll geimpft, am Impffortschritt kann der rapide Rückgang also nicht liegen.
Dass man Delta trotz solcher Zahlen ungerührt als „noch ansteckendere Variante“ einstuft, beweist doch echte Linientreue! Diese Linientreue haben wir längst alle verinnerlicht, weshalb uns solche irritierenden Daten wie die aus Indien auch nicht mehr vom Weg abbringen können. Experten, die an der Lesart der Regierung zweifeln, dürfen das derweil ruhig tun. Sie sollen danach aber auch nicht jammern, wenn sie als „umstritten“ gebrandmarkt und zu keiner Podiumsdiskussion mehr eingeladen werden.
Wir hören weiterhin auf „die Wissenschaft“. Zumindest, solange uns deren Melodie gefällt. Ansonsten hören wir gern auch mal weg. Dass sich mittlerweile weltweit die Studien renommierter Institute stapeln, die ernste Zweifel an der positiven Wirksamkeit der Lockdown-Maßnahmen nähren, gehört beispielsweise nicht in die deutsche Debatte.
Das Problem ist nämlich, dass zahllose Politiker, Prominente und auch Wissenschaftler als stramme Lockdown-Verfechter ihren Namen aufs Engste mit den rigiden Maßnahmen verkettet haben. Wie stehen die denn da, wenn sich die zerstörerischen Freiheitseinschränkungen als Irrweg entpuppen? Das geht überhaupt nicht, also müssen wir weitermachen, von Delta bis zum bitteren Ende, bis Omega.
Da ist es zumindest mal eine schöne Ablenkung, dass wir in den nächsten Monaten was anderes vorhaben als uns immer nur von einem griechischen Buchstaben zum nächsten zu retten. Es ist Bundestagswahlkampf.
Nachdem auch die Union ihr Wahlprogramm vorgelegt hat, kann es richtig losgehen. Nach ihrer kleinen Krise rund um die Auswahl des Kanzlerkandidaten haben sich die C-Parteien wieder gefangen und gehen, beflügelt von immer besser werdenden Umfragezahlen, in die Offensive.
Markus Söder, der immer noch jugendfrische Krawallbursche, prescht voran: Der Höhenflug der Grünen sei vorbei, weil die Union „grüne Politik“ viel besser könne, so der CSU-Chef. Für solche Politik brauche es die Grünen gar nicht. Da behaupte noch jemand, der Bayer sei ein eiskalter Taktiker, bei dem jedes Wort bloß Kalkül ist und mit seinen wahren Absichten nichts zu tun haben muss. Alles üble Nachrede! Ja, vor Jahren, da hatten Unionspolitiker den Vorwurf der „Vergrünung“ ihrer Partei noch peinlich beschwiegen oder empört abgestritten, um konservative Wähler nicht zu verlieren. Heute sagt einer, der ganz vorne steht, völlig offen, wohin man will – oder schon gekommen ist.
Laschet wird bestechend konkret
Kanzlerkandidat Laschet will nicht nachstehen und betont, wie weit vorne der Klimaschutz stehe bei den Schwarzen. Darüber hinaus übt sich der Rheinländer in der gleichen Offenheit wie sein fränkischer Unionskollege: Die Union wolle den „derzeit feststellbaren Epochenwechsel aktiv gestalten“. Das sei doch typisches Politikergeschwafel, sagen Sie? Weit gefehlt, das ist geradezu bestechend konkret. Lediglich einen „feststellbaren Epochenwechsel aktiv gestalten“ bedeutet: Wir haben eigentlich kein eigenes Ziel, das wir erreichen wollen. Die Ziele stecken uns andere (Die Grünen beispielsweise? Nur so eine Idee). Wir nehmen das dann als „Epochenwechsel“ nur zur Kenntnis und sorgen „aktiv“ dafür, dass alles einigermaßen reibungslos „gestaltet“ wird. Plastischer hätte Laschet die Vollendung von Merkels Entkernung der Union kaum in Worte fassen können.
Ansonsten bietet das Unionsprogramm ein frohgemutes Wünsch-Dir-Was für alle erreichbaren Wählergruppen. Deshalb liest es sich wirklich flott und unterhaltsam. Genießen Sie also den Wahlkampf, ehe Epsilon durchs Dorf getragen wird.
Tina Petkovic am 28.06.21, 12:26 Uhr
Ich frag mich schon lange, wieso bei der heutigen Cancel Culture ein Mensch, der so oft Unrecht hat wie Herr Lauterbach, trotzdem noch fleißig in jede Talkshow eingeladen wird. Da sind doch schon andere für viel weniger in Ungnade gefallen. Aber es passt halt so schön ins Narrativ. Wollten die nicht eine Koordinationsstelle gegen Desinformationen einführen? Da fallen mir doch direkt ein paar Herren und Damen ein, mit denen man da mal anfangen sollte.
sitra achra am 27.06.21, 18:54 Uhr
Was Türken-Armine daherdeliriert, ist nicht nachvollziehbar.
Ich erkenne keinen Epochenwechsel, es geht weiter wie bisher, nämlich der Niedergang der europäischen Kultur.
Wir geben uns gerne mit viel weniger zufrieden, kulturelle Traditionen stören doch nur unsere Spießerseligkeit.
Da kommt der bunte Regenbogen gerade recht. Da braucht man nur die Nase heben und das Wunder bis zurGenickstarre anglotzen. Mehr Anstrengung ist nicht vonnöten.
Warten wir also auf die nächste Welle, die uns zur Passivität verdammt und ins Wachkoma zwingt.
Ideal erscheint dann die perfekte Welle: das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag, es gibt mehr (Wellen) als du weißt, es gibt mehr als du (Klabauterbach) sagst.
Michael Holz am 26.06.21, 21:15 Uhr
Nun ja, bis "Omega" ist es ja nicht mehr weit. "Unsere" Korophäen können ja dann auf ägyptische Hyroglyhen ausweichen, die kann ja sowieso keiner lesen. Ich bin nicht gläubig, dennoch frage ich: "Gott, warum straffst du uns mit solchen Idioten?"