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Ein- und Ausfahrt des Panamakanals: Jährlich nutzen bis zu 14.000 Schiffe die über 100 Jahre alte Wasserstraße, die beim Transport von Gütern zwischen Ostasien und der US-Ostküste eine besonders große Bedeutung hat
IMAGO/Design PicsEin- und Ausfahrt des Panamakanals: Jährlich nutzen bis zu 14.000 Schiffe die über 100 Jahre alte Wasserstraße, die beim Transport von Gütern zwischen Ostasien und der US-Ostküste eine besonders große Bedeutung hat

Geopolitik

Warum Trump den Panamakanal im Visier hat

Der US-Präsident fühlt sich von dem mittelamerikanischen Land „abgezockt“ und will deshalb die Kontrolle zurück

Jens Eichler
23.01.2025

Wenn es ums Geld geht, versteht US-Präsident Donald Trump noch weniger Spaß als ohnehin schon. Erst recht nicht, wenn er das Gefühl hat, dass er und die USA über den Tisch gezogen werden, oder ein Deal nicht nach seinen Vorstellungen und mit seinen Wunschergebnissen ausgehandelt worden ist. Genau das ist jedoch das Streitthema rund um den Panamakanal. Trump wirft dem mittelamerikanischen Land daher „dreiste Abzocke“ vor.

„Die von Panama verlangten Gebühren sind lächerlich, zumal die USA Panama außergewöhnliche Großzügigkeit entgegengebracht haben. Daher muss die Abzocke der Vereinigten Staaten durch Panama sofort aufhören!“, verlangte der am Montag frisch vereidigte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika auf seinem hauseigenen Social-Media-Kanal und Kurznachrichtendienst „Truth Social“. Für Trump steht fest, das schon allein aufgrund der gemeinsamen Historie, die Panama und die USA seit dem Kanalbau aufweisen, so manches anders und besser in Bezug auf Ansprüche, Gebühren und Einfluss für die USA laufen müsse.

Immerhin haben die Vereinigten Staaten neben hohen Geldsummen in Höhe von 386 Millionen US-Dollar auch einen erheblichen Blutzoll geleistet. Rund 28.000 Menschen sind vor über hundert Jahren beim Bau des bedeutsamen und wichtigen Kanals gestorben, knapp die Hälfte davon waren US-Amerikaner. Kein Wunder, das sich großer Unmut breit machte, als Ex-Präsident Jimmy Carter im Jahr 1977 einen Vertrag mit Panama unterzeichnete, der zum Millennium die vollständige Übergabe der Kontrollen an Panama regelte. Das war zum Jahresübergang 1999/2000 zugleich das Ende der gemeinsamen Verwaltung und des gemeinsamen Betriebs des Kanals inklusive der zehn Kilometer breiten Panamakanalzone, über welche die USA seit 1903 die Hoheit innehatten. Geblieben ist den USA indes ein sogenanntes Eingriffsrecht, wenn die Neutralität des Kanals gefährdet sein sollte – ohne nähere Definition.

Für Trump steht fest, was so manche Insider schon 1977 nach Carters Unterzeichnung des Abkommens hinter vorgehaltener Hand tuschelten: „Die USA haben damals die Kontrolle lediglich als Zeichen der Zusammenarbeit übergeben. Wenn die moralischen und rechtlichen Grundsätze dieser großzügigen Geste nicht eingehalten werden, dann werden wir fordern, dass uns der Panamakanal vollständig und ohne Wenn und Aber zurückgegeben wird“, machte der US-Präsident unumwunden deutlich.

Seeweg günstiger als Landweg

Was aber steckt wirklich hinter den verbalen Drohungen aus Washington? Ist es „nur“ der finanzielle Aspekt, dass die USA viele US-Dollar aufgrund erhobener Gebühren durch Panama zahlen? Es sind wohl zwei wesentliche Aspekte, die amerikanische Interessen tangieren. Zum einen natürlich die wirtschaftlichen. Immerhin verkehren 72 Prozent aller Schiffe, die den Panamakanal jährlich passieren, zwischen US-Häfen im Atlantik und Pazifik. Und damit nicht genug: Knapp drei Viertel der durch den mittelamerikanischen Kanal transportierten Waren und Frachten stammen aus den USA. Und das hat seinen Grund. Denn Transporte über Land per Lastwagen oder auf der Schiene sind erheblich teurer, als Güter über den Seeweg von der Pazifik- auf die Atlantikseite zu befördern. Logistik-Experten sprechen davon, dass der Landweg etwa drei Mal so teuer ist wie der Seeweg. Insofern sind amerikanische Unternehmen auf die Durchfahrt durch den Panamakanal regelrecht angewiesen, wollen sie kostengünstig ihre Frachten von West nach Ost und umgekehrt überführen. Zwar bezahlen angeblich alle unter US-Flagge fahrenden Schiffe bei der Passage des Kanals die gleichen Gebühren wie andere auch, so die zuständige Kanalbehörde, doch sind die Kosten in den letzten Jahren erheblich gestiegen.

Zwei verdächtige Häfen

Allein im Jahr 2023 reduzierte sich die Anzahl der Schiffe, die durch den Kanal fahren konnten, aufgrund eines zu niedrigen Wasserspiegels, der Folge einer lang anhaltenden Dürre war. Plötzlich konnten nur 22 statt der sonst 36 gleichzeitig Schiffe durch den Kanal fahren. Die anderen mussten warten. Und das war teuer und kostete zudem viel Zeit. Wer aus welchen Gründen auch immer vorgelassen werden wollte, musste für diesen „Extraservice“ viel bezahlen, nämlich bis zu vier Millionen US-Dollar. Kein Wunder, dass Trump fordert, das US-Schiffe bevorzugt behandelt werden müssen und es „ein schrecklicher Fehler“ gewesen sei, die Kontrolle über den Kanal abzugeben.“

Noch schwerer aber wiegt Trumps Vorwurf, dass sich der Einfluss Chinas auf den Kanal immer mehr bemerkbar mache und immer größer würde – nicht gleich offensichtlich, aber dafür umso subtiler. Als zweitgrößter Nutzer mit einem Nutzungsanteil von gut 20 Prozent stehen zwei strategisch wertvoll gelegene Häfen unmittelbar unter Chinas Einfluss – einer am Anfang und einer am Ende des Kanals. Die Hafenanlagen gehören zwar offiziell Hongkong, das aber wiederum als Verwaltungszone China untersteht. Somit kann das Reich der Mitte nach eigenem Bedarf in den beiden Häfen frei schalten und walten und hat daher auch direkte Zu- und Eingriffsmöglichkeiten auf die 82 Kilometer lange Wasserstraße.

US-Marine mit großen Interessen

Die aber ist als zweiter Aspekt auch extrem wichtig für die US-amerikanische Marine, um Flottenverbände schnell und unkompliziert von einer Küste an die andere verlagern zu können. Ohne den Kanal uneingeschränkt nutzen zu können, müssten alle Schiffe umständlich an Argentiniens Südspitze rund um Kap Hoorn einen viele tausend Kilometer langen Umweg fahren. Allein die beiden wichtigsten Stützpunkte der U.S. Navy, die in Norfolk im US-Bundesstaat Virginia auf der Atlantikseite und in San Diego in Kalifornien auf der Pazifikseite liegen, machen die Bedeutung des Panamakanals für die US-Marine deutlich.

Vor diesen Hintergründen sind die Sicherheitssorgen des 47. US-Präsidenten durchaus nicht von der Hand zu weisen, und haben ihre volle Berechtigung. Die Frage allerdings ist, wie er eine Lösung herbeiführen will. Denn Panamas Präsident José Raúl Mulino brüskierte ihn schon mit großen Worten auf dem Social-Media-Kanal X: „Wir bestimmen! Jeder Quadratmeter des Panamakanals und des umliegenden Gebiets gehört zu Panama und wird es auch weiter tun!“, erklärte er. Selbstbewusste Töne, die einem Präsident Trump nicht gefallen dürften.


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