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Asterix und Obelix

Widerspenstige Gallier

Die Comicwelt betrauert den Tod des Zeichners Albert Uderzo. Mit seinen Figuren parodierte er auch politische Zustände

Eva-Maria Michels
03.04.2020

Am 24. März verstarb im Alter von 92 Jahren Albert Uderzo, einer der beiden „Väter“ von Asterix und Obelix. Der Sohn italienischer Einwanderer schuf zusammen mit René Goscinny 1959 die weltberühmten Comicfiguren. Uderzo zeichnete, Goscinny textete. Die Abenteuer der widerspenstigen Gallier entwickelten sich ab den 60er Jahren zu einem nationalen und internationalen Verkaufsschlager. Bis heute wurden weltweit 370 Millionen Exemplare der 38 Asterix-Bände verkauft.

Uderzo war nach dem frühen Tod seines Mitstreiters Goscinny, der 1977 im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt starb, alleiniger Autor von elf weiteren Bänden. Damit wurde „Asterix“ die weltweit erfolgreichste Comicserie noch vor „Tim und Struppi“. Die Erlebnisse der Gallier wurden in 111 Sprachen und Dialekte übersetzt. Dazu kommen bisher elf Filme, Vermarktungsprodukte sowie ein ganzer Themenpark im Norden von Paris. 2013 übertrug Uderzo die Rechte an Asterix an Jean-Yves Ferri und Didier Conrad. Aus ihrer Feder stammen die fünf letzten Bände.

Die Asterix-Serie des Duos Goscinny/Uderzo ist eine Parodie der französischen Gesellschaft ihrer Zeit, der Regionalismen und sämtlicher Stereotypen kultureller und gesellschaftlicher Art. Über die Abenteuer der Gallier können Klein und Groß lachen: Die Kinder haben Spaß an den grotesken Situationen und Uderzos Zeichnungen, die Erwachsenen amüsieren sich über Goscinnys Wortspiele und seine sehr feine Ironie, mit der er gesellschaftliche Entwicklungen herausarbeitet, ohne sie direkt zu kritisieren.

Für die Übersetzer der Asterix-Bände dürfte es eine Sache der Unmöglichkeit sein, das sprachliche Feuerwerk und die Wortwitze exakt in andere Sprachen zu übertragen – zumal dem Nicht-Franzosen die kulturellen Referenzen zum französischen Alltag fehlen. Asterix ist deshalb auf Französisch wohl noch wesentlich lustiger als in den Übersetzungen.

Traditionalisten gegen Progressive

Im Laufe der Jahre entwickelten sich Asterix und seine Mitstreiter aus dem letzten freien Dorf Galliens zu Widerstandssymbolen des traditionellen Frankreichs: rechte Franzosen sehen sich selbst in der Tradition von Asterix und Obelix im Kampf gegen fremde Besatzungsmächte. Nach dieser Sichtweise haben die EU und die US-Massenkultur den Imperialismus des Römischen Reiches ersetzt. Progressive dagegen sehen in Asterix das Symbol von fehlender Anpassung an den Gang der Geschichte. Sogar Präsident Emmanuel Macron nahm darauf Bezug, als er im August 2018 vor der dänischen Königin Margarete die Offenheit für Transformationen des dänischen „lutherischen Volkes“ lobte und beklagte, dass sich die Franzosen als „widerspenstige Gallier“ Veränderungen widersetzten.

Das Duo Goscinny/Uderzo wies dagegen zeitlebens jegliche politische Positionierung Asterix' zurück. Wenn sie gesellschaftliche Entwicklungen oder politische Ereignisse ihrer Zeit, wie den Sportkult und die Dopingfrage, den Massentourismus am Mittelmeer, die liberale Konsumgesellschaft, die Frauenemanzipation oder den Umgang mit der Kollaboration parodierten, taten sie dies als Zustandsbeschreibung, nicht als politische Propaganda.

Doch bereits die 68er konnten darüber häufig nicht lachen und warfen Goscinny und Uderzo beispielsweise wegen der dominanten, wenig charmanten Häuptlingsfrau Gutemine Menschenfeindlichkeit und Antifeminismus vor. Die beiden Autoren nahmen diese Anschuldigungen jedoch mit Humor und setzten ansonsten ihr Werk unbekümmert fort.

Nach Goscinnys Tod übernahm Uderzo auch das Szenario. Obwohl die Verkaufszahlen weiter in die Höhe schossen, waren die Kritiken negativ: Uderzo gelang es nicht, sprachlich so fein pointiert die gesellschaftlichen Entwicklungen darzustellen wie Goscinny. Die Witze wurden banaler und derber und die Szenarien immer abgehobener, unrealistischer. Uderzo führte sogar Fantasy- und Science-Fiction-Elemente in die Handlungen ein.

Ab Ende der 1980er Jahre wurde Asterix ein Produkt der Massenkultur: Im Zuge der damaligen Mode von Themenparks nach amerikanischem Vorbild erfolgte 1989 die Eröffnung des Parc Astérix im Norden von Paris. Ab Ende der 1990er Jahre kamen dann zahlreiche Filmadaptionen in die Kinos, darunter die bis dahin teuerste französische Filmproduktion aller Zeiten „Asterix und Obelix gegen Cäsar“ mit Christian Clavier und Gérard Depardieu in den Hauptrollen. Obwohl der Film viel Geld einspielte, waren die Kritiken überwiegend negativ. Für die echten Asterix-Liebhaber bleiben die drei Asterix-Zeichentrickfilme, die Goscinny und Uderzo selbst in den 70er Jahren herausbrachten, die einzige echte Referenz.

• Lektürehinweis
Am 2. April ist der Sonderband „Asterix – Tempus Fugit. Wahre Mythen und falsche Fakten“ erschienen (Ehapa Verlag, 15 Euro).


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