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Geldpolitik

Wirklich „schnell, einfach und sicher“?

Vorletzten Montag startete die Europäische Zentralbank ihren Testlauf für den digitalen Euro

Wolfgang Kaufmann
27.10.2020

Der digitale Euro soll in Zukunft das virtuelle Gegenstück zu den physisch existenten Eurobanknoten und -münzen darstellen. Die Entscheidung für die endgültige Einführung der sogenannten Central Bank Digital Currency (Digitale Zentralbankwährung) dürfte Mitte nächsten Jahres fallen.

Euphorisch preist die Europäische Zentralbank (EZB) bereits jetzt das elektronische Zahlungsmittel als „schnell, einfach und sicher“ an. So erlaube der digitale Euro, finanzielle Transaktionen deutlich effizienter und kostengünstiger abzuwickeln. Derlei Verlautbarungen klingen vielversprechend und verheißungsvoll, verschweigen aber diverse Risiken für Geschäftsbanken wie Bürger.

Dadurch, dass die Bürger künftig auch Konten bei der EZB einrichten könnten, was bisher anderen Zentralbanken, den Geschäftsbanken und den Regierungen vorbehalten ist, wäre ein extrem schnelles Umschichten der Guthaben möglich, wenn die Geschäftsbanken in Schwierigkeiten geraten. Das wiederum birgt die Gefahr von blitzartigen Konkursen der Geldinstitute aufgrund mangelnder Liquidität mit verheerenden volkswirtschaftlichen Folgen.

Angeblich nur eine „Ergänzung“

Für die Bürger bestünde der größte Pferdefuß der digitalen Währung darin, dass deren Nutzung mit einem deutlich schlechteren Datenschutz als bei anderen Zahlungsmitteln verbunden wäre. Schließlich würde der virtuelle Euro auf der sogenannten Blockchain-Technologie basieren. Und die erlaubt es aufgrund der umfassenden Verkettung von Datensätzen, den Weg jedes einzelnen elektronisch transferierten Geldbetrages bis ganz zu dessen Anfang zurückzuverfolgen. Das wäre ein perfektes Geschenk für Schnüffler aller Art, denn noch gläserner kann ein Bankkunde kaum werden. Deshalb bastelt auch der Überwachungsstaat China emsig an einer digitalen Version seiner Währung. Deren Einführung soll 2022 erfolgen.

Darüber hinaus behielte die EZB die volle Kontrolle über die nur in elektronischer Form bestehenden Euros. Entsprechende Guthaben ließen sich ganz besonders einfach per Mausklick sperren, löschen oder besteuern.

Und das neue Zahlungsmittel könnte ein wichtiges Instrument zur Bargeldabschaffung sein, obzwar die von der französischen Justiz früheren fahrlässigen Umgangs mit öffentlichen Geldern schuldig gesprochene EZB-Chefin Christine La­garde entsprechende Vorhaben vehement bestreitet. Es gehe wirklich nur um eine „Ergänzung“ zu den Scheinen und Münzen der europäischen Gemeinschaftswährung. Die Zukunft wird zeigen, ob tatsächlich niemand die Absicht hat, den digitalen Euro zu nutzen, um dem Bargeld den Todesstoß zu versetzen.


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