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Das einstige Augusta Treverorum: Die Ruinen der römischen Themen in Trier
Bild: WikimediaDas einstige Augusta Treverorum: Die Ruinen der römischen Themen in Trier

Geschichte

Woher unsere Städte ihre Namen haben

Von „Hammaburg“ bis „Kamenica“ – germanisch, keltisch, lateinisch oder slawisch: Oft ist der Ursprung eindeutig, anderorts aber bleibt er Forschern bis in unsere Tage hinein ein Geheimnis

Wolfgang Kaufmann
04.01.2025

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es genau 2056 Städte. Dabei haben viele Städtenamen von Aachen bis Zwönitz keinen germanischen, deutschen, sondern einen römischen oder slawischen Ursprung. So basiert „Aachen“ auf dem lateinischen Wort „Aqua“ für „Wasser“, weil Karl der Große seine Pfalz zwischen den Ruinen römischer Bäder errichten ließ. Und in „Zwönitz“ steckt der westslawische Begriff „zveneti“, zu Deutsch „tosen“, welcher die Wasser des Baches charakterisierte, der durch das Zwönitz-Tal floss.

Weitere Beispiele für Städtenamen mit slawischen Wurzeln sind Berlin, Dresden, Rostock, Leipzig, Chemnitz, Lübeck, Potsdam und Cottbus. „Birlin“ nannte man den „Ort in einem sumpfigen Gelände“, „Dreždany“ bedeutete „Dorf der Auwald-Bewohner“, „Rastoku“ war das Wort für „Auseinanderfließen“, welches die Teilung des Flusses Warnow beschrieb, „Lipisko“ lässt sich als „Siedlung an den Linden“ übersetzen und das altsorbische „Kamenica“ (Chemnitz) mit „Steinbach“. Dazu kommen slawische Ortsnamen, die auf bestimmte Personen verweisen. Lübeck hieß ursprünglich wohl „Liubice“, also „Niederlassung der Nachkommen des Lubomir“. Und Potsdam stellte die Gründung eines Mannes namens Potstampin dar, während im Falle von Cottbus der „Wachsame Held“ Chosebud als Namensgeber fungierte.

Roms Spuren im Südwesten
Lateinische Städtebezeichnungen wiederum tauchen naturgemäß vor allem dort auf, wo früher die römischen Besatzer Germaniens präsent waren, also in Süd-Bayern und entlang des Rheins. Auch hier spielte die Lage der Ortschaften eine Rolle. „Koblenz“ ist die Verkürzung von „Castellum apud Confluentes“, zu deutsch „Kastell bei den Zusammenfließenden“, also Mosel und Rhein, während „Pforzheim“ auf einen Hafen (lateinisch „Portus“) an der Enz verweist. Andere Namen lateinischen Ursprungs entstanden im militärischen Kontext: „Augsburg“ geht auf das römische Legionslager Augusta Vindelicorum zurück und „Passau“ auf die Festung Castra Batava.

Bemerkenswert sind zudem Ableitungen wie „Köln“ aus „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“, einer Hommage an die hier geborene Gattin des Kaisers Claudius aus dem Jahre 50 n. Chr., sowie „Trier“ aus „Augusta Treverorum“, also der Stadt des Kaisers Augustus und der Treverer. Bei den Terverern handelte es sich um einen keltischen Stamm. Weitere Bezüge zu den Kelten stellten die ursprünglichen römischen Bezeichnungen für Mainz und Bonn her. „Mogontiacum“ bedeutete „Land des Mogon“, also des keltischen Sonnengottes, und „Bonna“ beruhte auf dem keltischen Wort „Bona“ für „Gründung“ oder „Stamm“. Ansonsten erinnert nicht zuletzt auch noch „Konstanz“ an einen römischen Kaiser. Das frühere Kastell Constantia zur Verteidigung gegen plündernde Alamannen wurde entweder nach Constantius I. oder dessen Enkel Constantius II. benannt.

Die Städtenamen deutsch-germanischer Herkunft spiegeln genau wie die slawischen und römischen Wortschöpfungen sehr oft bestimmte geographische Gegebenheiten wider. Als typische Beispiele hierfür seien genannt: Bremen von „brem“ für „Rand des Wassers“, Aschaffenburg als Kombination aus „Asc“ für „Esche“ und „Ap“ für „Wasser“, Wiesbaden von „Wisibada“, dem „heilenden Bad“ in warmen Quellen, Hannover von „Hanovere“ für „hohes Ufer“, Gera von „Geraha“, dem „gurgelnden Gewässer“, Hamburg von „Hammaburg“, also der „Burg an einer feuchten Niederung“, Ulm von „Hulma“ für einen „sich windenden Fluss“ und Bochum von „Bochem“ für „Heim bei den Buchen“. Dazu kommen Städtenamen mit ursprünglich landwirtschaftlichem Bezug wie Stuttgart und Gelsenkirchen. „Stuotgarten“ steht offenbar für „Gestüt“ „Geilistirinkirkin“ lässt sich am besten mit „Kirche bei den geilen Stieren“ übersetzen.

Bei Jena weiß es keiner so genau
Auf deutschen Personennamen basieren die Bezeichnungen für Mannheim, das 766 erstmals als „Mannenheim“ beziehungsweise „Heim des Manno“ Erwähnung fand, Pirmasens als Kombination aus „Pirminius“ und „Einasna“ für „Einsiedelei“ sowie Braunschweig, dem alten „Handelsplatz des Brun“.

Weitere Städtenamen weisen auf Tiere hin, darunter Krefeld als Abschleifung von „Creinvelt“ beziehungsweise „Krähenfeld“, oder haben religiöse Hintergründe: So beruhte „Münichen“ auf dem Dativ Plural von mittelhochdeutsch „Münich“ für „Mönch“. Und dann wäre da noch Münster, dessen frühester Name „Mimigernaford“ auf eine Furt zurückgeht, die in irgendeiner Beziehung zum altsächsischen Stamm der Mimigernen gestanden haben muss.

Allerdings existieren auch Namen deutscher Städte, bei denen die Herkunft bis heute umstritten ist. Für Jena beispielsweise gibt es Herleitungen aus dem Hebräischen, Altgriechischen, Lateinischen, Slawischen, Keltischen, Proto-Indoeuropäischen und Germanisch-Deutschen, woraus dann extrem unterschiedliche Deutungen von „gähnen“ bis „Flussübergang“ resultieren. Kiel dagegen basiert entweder auf dem niederdeutschen „Kyle“ für „Keil“ oder dem altnordischen „Kill“ für „schmale Bucht“, womit in beiden Fällen die Kieler Förde gemeint war. Der ursprüngliche Name für Schwerin „Zuarina“ wird ebenfalls auf zwei unterschiedliche Wurzeln zurückgeführt, von denen nur eine richtigsein kann – entweder das slawische „Zverin“ für „Tiergarten“ beziehungsweise „Gestüt“ oder das altgermanische „swaran“ für „verteidigen“.

Gleichermaßen unsicher ist der Ursprung der Namen Darmstadt und Würzburg. „Darmundestat“ wird wahlweise auf den germanischen Vornamen „Darmund“, die Kombination der germanischen Wörter „Darre“ (Tor) und „Mund“ (Schutz), das keltische „Dar“ für Eiche oder den nahebei fließenden Darmbach zurückgeführt. Die ältesten Bezeichnungen für Würzburg wiederum lauteten „Uburzis“ (700 n. Chr.), „Wirzaburga“ (741) und „Uirziburg“ (820). Der Germanist Norbert Wagner vermutet daher als Wortwurzel das althochdeutsche „Wirz“ für „Hopfen“, während der Indogermanist Albrecht Greule eine Ableitung aus dem keltischen Begriff „Vertamos“ (der Höchste) für wahrscheinlich hält. Es bleiben also nach wie vor etliche Fragen zu den Namen offen.


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