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Unterhaltung

„Yps“ wird 50 – eine Comic-Ikone mit Zugabe

Ein fröhlicher Blick zurück auf Gimmicks, Kult und ein paar Krebse

Stefan Piasecki
10.10.2025

Der Name klingt wie lästiger Schluckauf, doch dahinter verbirgt sich eine Einzigartigkeit, ein Stück Kultur der besonderen Art. Denn wer erinnert sich nicht an die Hefte mit dem roten „Y“ vor gelbem Grund? Auf dessen Titel immer ein kariertes Känguru seine Späße trieb und irgendetwas mit einem Gimmick anstellte, dem festen Bestandteil eines jeden „Yps“-Heftes. Am 13. Oktober 1975 erschien das erste offizielle Heft – und war sofort ein Megakracher.

Keine Zeitschrift hatte bis dahin Spielzeugbeilagen geliefert, „Yps“ jedoch setzte genau darauf. Gimmicks – kleine Mini-Wunderstücke zum Basteln, Zusammenstecken, Ausprobieren, Staunen und Entdecken. Vor 50 Jahren also erblickte das Kultmagazin das Licht der Welt und wurde schnell zum festen Bestandteil unzähliger Kindheiten. Diese einzigartige Mischung aus witzigen Comics und legendären Gimmicks machte „Yps“ zum Erfolg. Aber nicht nur das. Die „Yps“-Gimmicks waren nicht bloß Spielzeuge, sondern regten vor allem die Phantasie an und schufen Interesse an Experimenten und naturwissenschaftlichen Beobachtungen. Eierbäume konnten gezüchtet werden, Solarballons stiegen in den Himmel, „astronomische“ Fernrohre erlaubten den Blick in die Sterne. Die Roboterhand ließ Mechanik und Muskelspiel verstehen, Abenteuer- und Detektivserien verpflanzten die Spannung verrieselter TV-Schirme der 70er und 80er in die Nachbarschaft.

Der persönliche und damit unvergessliche „Yps“-Moment des Autors ereignete sich im Sommer 1976 mit einem Pfennig-Katapult. Die lange Zugfahrt in die Ferien musste überbrückt werden, da kam das einzige Heft mit Beilage gerade richtig.
Die verrücktesten Gimmicks

Nicht anders erging es Martin Tazl aus Duisburg. Er war in seiner Kindheit nicht nur „Yps“-Fan, sondern zeichnete später selbst für das Heft. „,Yps' war für meine Kindheit und Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiger Einfluss. Ich habe oftmals rund um die Uhr über die Gimmicks oder die Inhalte des Hefts nachgedacht. Manchmal saß ich in der Grundschule im Unterricht und war nur in Gedanken, nach der Schule direkt mit meinen Freunden mit unseren ,Yps'-Sachen weiterzuspielen. ,Yps' hat uns alle geprägt. Alle.“

Von Mondautos über eckige Eier bis hin zu Agentenausrüstungen – „Yps“ war für seine meist skurrilen Beilagen berüchtigt. Manche waren genial, andere eher ... naja, sagen wir mal kurios oder interessant. Jeder Fan kennt sie, die Urzeitkrebse. Daneben die Schwarzlicht-Lampe, die Solar-Uhr, ein Backpulver-U-Boot, unvergessen auch die Spionagebrille mit Rückspiegel und Spaßartikel wie Eiswürfel aus Plastik mit Fliegen drin. Nicht immer funktionierte alles wie beschrieben, aber immer waren die Gimmicks vielfältig. Und weil sie oft erst zusammengebaut werden mussten, schulten sie nicht zuletzt auch die Fingerfertigkeit. Zusätzlich wurden in der Anfangszeit exklusive Bastelbögen veröffentlicht – manche so anspruchsvoll wie Profimodelle.

Vielfalt boten aber nicht nur die begehrten Gimmicks, die mehr und mehr zu Sammlerstücken wurden, sondern auch die verschiedenen Serien, die dort ihren Auftritt hatten und dadurch in Deutschland oft überhaupt erst bekannt wurden. Für den späteren Comiczeichner Tazl inhaltlich und stilistisch fast wie eine erste Ausbildung.

„Meine Lieblingscomics waren damals Micky Maus, Donald Duck, Asterix, Clever & Smart, aber auch schon sehr früh Science-Fiction- und Fantasy-Comics, wie zum Beispiel Krieg der Sterne, die später nur noch Star Wars genannt wurden. Aber auch Sigma Gigantik, Conan, Storm, ebenso realistische Comicstories wie Bruno Brazil und vieles mehr gehörte zu meinem Lesestoff. In den 70ern und 80ern gab es neben ,Yps' verschiedene regelmäßige Comic-Kompendien wie ,Zack', wodurch wir es gewohnt waren, hierdurch Einblicke in noch ganz andere Comicserien zu bekommen, die uns sonst unbekannt blieben. Speziell in ,Yps' mochte ich Percy Pickwick und Geister GmbH aufgrund ihres Zeichenstrichs sehr.“

Eigenserien wie Yps & Co., Yinni & Yan oder Gespenster GmbH und eingekaufte wie Captain York oder Robin Ausdemwald prägten das Heft. Dazu gab es manche Hintergrundreportagen. Genau das machte den Reiz aus: Die Geschichten unterhielten und inspirierten. Sie belehrten nicht, weckten aber das Interesse auch an gesellschaftlichen Themen. Die rasenden Reporter Yinni & Yan – und Yorick natürlich – waren in Deutschland sowie international unterwegs und zeigten damit auch fremde Kulturen. Pif der Hund und die Katze Hercules erlebten ihre Späße. Vom Ausland lizenzierte Fortsetzungsserien aus dem Wildwest- oder Rittergenre waren nicht jedermanns Sache. Yinni & Yan sowie die Abenteuer des Kängurus Yps selbst waren die Favoriten. Der Charakter des Kängurus übrigens blieb unverständlicherweise sehr oberflächlich. Erst Comic-Zeichner Martin Tazl schuf ihm und seinen Freunden ein kleines Universum.

„Als ich im Jahr 2013 als Zeichner zu ,Yps' stieß, hatte ich nur ein kreatives Ziel: Ich wollte Yps, Kaspar, Patsch und Willy das geben, was ihnen über Jahrzehnte leider verwehrt geblieben war: Eine eigene Historie, eine Lebenswelt mit festen Nebencharakteren, Nebenschauplätzen, einer eigenen Storylogik und nicht zuletzt eine charakterliche Ausarbeitung der vier Hauptpersonen. Mich störte es schon als Kind, dass die Hauptfiguren des ,Yps'-Hefts immer nur mit einem Einseiter oder Zweiseiter abgefrühstückt und storytechnisch vernachlässigt wurden. Sie wurden so beliebig eingesetzt, das wollte ich anders angehen.“

Hochzeit und Niedergang
In den 70ern und 80ern war „Yps“ auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Millionenauflagen waren völlig normal. Doch die ersten Heimcomputer VC20 und C64 boten neue Ablenkung der digitalen Art. Viele Bastler von einst wurden jetzt Hobbyprogrammierer. Die deutsche Vereinigung stabilisierte noch einmal die Auflage, ab den 90ern begann aber dann langsam der Niedergang. Neue Medien und veränderte Interessen der Kinder führten zu immer weiter sinkenden Verkaufszahlen. Bis 2000 erschien „Yps“ regulär – eingestellt wurde es jedoch mit Heftnummer 1253 am 10. Oktober 2000, drei Tage vor dem 25. Jubiläum.

Trotz mehrerer Relaunches konnte der alte Glanz danach nie wiederhergestellt werden. Zwischen 2005 und 2017 gab es mehrere Rückkehrversuche – 2005/2006 erschienen einige Testhefte, 2012 bis 2017 kam es regelmäßig als Magazin für Erwachsene – doch 2017 war definitiv Schluss, von einer Ausnahmeausgabe 2022 abgesehen. Tazl findet:

„Die Jahre mit ,Yps' haben Spaß gemacht. Es war einfach ein überwältigendes Medieninteresse an unseren Stories mit Seitenhieben gegen die einen oder anderen Prominenten, die ich darin verbaut hatte. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit bekam, einem meiner Kindheitscharaktere in einer späteren Lebensphase genau das geben konnte: Leben.“

Das wertvollste Heft
Heute sind viele alte „Yps“-Hefte begehrte Sammlerobjekte. Je älter und besser der Zustand, desto höher der Preis. Welches das wertvollste Heft ist, darüber streiten sich manche Fans. Ist es die Erstausgabe von 1975 oder die mit dem Snowtrooper von Star Wars? Denn dieses Heft Nr. 510 gilt als Krönung – rar, begehrt und teuer. Vollständige Hefte mit eingeschweißtem Gimmick in Topzustand können mehrere hundert Euro einbringen.

Die Serie wurde von 1975 bis 2000 durch Gruner & Jahr in Hamburg verlegt und kehrte in mehreren Relaunches zurück – als ein Spross des Ehapa-Verlages – heute Egmont Ehapa Media GmbH –, der durch Micky Maus reich und mächtig geworden war und vielleicht deshalb das Gedenken an „Yps“ nicht ganz so hochhält, wie von dessen Freunden erträumt. Ob es ein weiteres Comeback geben wird, ist unklar, aber die Fangemeinde hofft darauf. Genaues weiß auch Tazl nicht.

„Ich verfüge über keine Kristallkugel, nur über eine Glatze, von daher kann ich leider ebenso wenig in die Zukunft sehen, was mit ,Yps' in Zukunft passieren wird — wenn überhaupt noch was damit geschieht — von markenrechterhaltenden Alle-paar-Jahre-Nummern mal abgesehen. Solche Sachen werden schon noch erwartbar sein, damit die Rechte nicht irgendwann weg sind. Aber ob die Zeit der Zukunft noch Platz für ein in Folie eingeschweißtes Magazin mit Plastikspielzeug hat, steht in den Sternen. Sollte mein Känguru mich brauchen, steh ich zur Stelle.“

„Yps“ beweist: Kindheit war früher nicht nur bloßes Lesen – sondern Staunen, Basteln und Entdecken. Viele hätten sich vielleicht ohne „Yps“ anders entwickelt, wer weiß? 


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