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Pommersches Landesmuseum zeigt vom 1. bis 25. April bislang noch nie ausgestellte Bilder Ilse von Heyden-Lindens
Durch die Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung des Pommerschen Landesmuseums e. V. konnten 2022 zwei bisher unbekannte Gemälde der Demminer Künstlerin Ilse von Heyden-Linden (1883–1949) für die Kunstsammlung des Museumshauses erworben werden. Beide Gemälde stammen aus Privatbesitz und sind dem Eigentümer durch den Bruder der Malerin, Dietrich von Heyden-Linden (1898–1986), zum Dank für eine langjährige gemeinsame Arbeit in dessen Technikwerkstatt im Demminer Wohnhaus am Mühlenteich als Abschiedsgeschenk übergeben worden.
Ilse von Heyden-Linden wurde am 5. April 1883 in Philippshof in Vorpommern geboren. Sie entstammte der adligen Familie von Heyden-Linden aus dem Hause Gehmkow. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie bereits mit elf Jahren, indem sie Landschaftsbilder und Szenen aus dem ländlichen Leben zeichnete. Vier Jahre später gestatteten ihr die Eltern, zu ihrer Tante nach Berlin zu ziehen. Dort gelang es ihr durch deren Förderung, die Damenakademie des Vereins der Bildenden Künstlerinnen zu besuchen.
Trotz der für Frauen fehlenden Möglichkeit eines Direktstudiums erzielte von Heyden-Linden 1911 einen ersten Achtungserfolg als Malerin: Ihr Gemälde „Diele in Gehmkow“ wurde auf der Juryfreien Kunstausstellung Berlin mit einem Preis ausgezeichnet. Dieses Gemälde ist gegenwärtig in der Ausstellung „Publikumslieblinge“ im Konventsgebäude des Pommerschen Landesmuseums zu sehen.
Beflügelt von ihrem ersten Erfolg begab sich die Künstlerin 1911 bis 1912 zu einem längeren Aufenthalt nach Paris. Unter dem unmittelbaren Einfluss der Malerei des französischen Impressionismus vervollkommnete sie die farbenfreudige Leichtigkeit, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ihre Palette bestimmen sollte. Um in der darauffolgenden schwierigen Zeit zu überleben, ließ sie sich beim Johanniterorden als Krankenschwester ausbilden und arbeitete in Lazaretten in Pommern und Belgien. Dennoch beteiligte sie sich weiterhin an Ausstellungen in Stettin. Nach Kriegsende kehrte sie zur Tante nach Berlin zurück. Diese unterstützte sie bis zu ihrem Tod 1929. Danach lebte Ilse von Heyden-Linden bei ihrem Bruder Dietrich in Demmin und arbeitete, um ihn zu entlasten, in den 1930er Jahren als Ausbilderin für Erste Hilfe und Häusliche Krankenpflege. Aus dieser Zeit stammen die beiden bisher nicht bekannten und unbetitelten Gemälde der Künstlerin.
Ab 1931 war Ilse von Heyden-Linden in Schlesien ansässig, sie arbeitete dort als Hausdame in einem evangelischen Predigerseminar. Finanziell abgesichert und relativ unabhängig in ihrer Lebensführung arbeitete sie voller Schaffenskraft an zahlreichen neuen Bildern. Die Motive nahm sie aus der unmittelbaren Umgebung, und es entstanden zahlreiche modern anmutende Gemälde, die durch einen dynamischen, teilweise sehr pastosen Pinselauftrag gekennzeichnet sind. Während sie vorher auf Leinwand malte, behalf sie sich nun mit Pappen oder Hartfaserplatten als Bildträger und malte in alla-prima-Technik mit nass-in-nass verlaufender, auf der Palette grob vorgemischter Farbe. Im Gegensatz zur früheren impressionistischen Leichtigkeit war ihre Malerei jetzt in der Pinselführung gewagter und der Auftrag der Farben plastischer.
Auch wenn die Künstlerin nicht so weit ging, die Konturen des Gesehenen gänzlich aufzulösen, machen sich auch Einflüsse des Expressionismus bemerkbar. Diese neuen, nachweislich bis 1934 in Schlesien entstandenen Bilder stellte sie mit einiger Beachtung auch während der 25. und 26. Ausstellung des Pommerschen Künstlerbundes von 1934 bis 1936 im Stettiner Museum an der Hakenterrasse aus.
In dem 1996 erschienenen Katalog „Geheimnis der blauen Balken. Ilse von Heyden-Linden – Leben und Werk“ der Gemeinschaftsausstellung der Stiftung Pommern, Kiel und des Museums der Hansestadt Greifswald befindet sich auch ein erstes Werkverzeichnis der Künstlerin. Nach ihrer Rückkehr nach Pommern hat Ilse von Heyden-Linden nur noch gelegentlich, während einiger ihrer wenigen Reisen gemalt und sich kaum noch an Ausstellungen beteiligt. Sie verstarb innerlich vereinsamt, von Nachkriegssorgen geplagt und schwer herzleidend am 3. September 1949 in Demmin.
• Am 19. April um 12 Uhr stellt Mario Scarabis die Gemälde in der Kunstpause „Neuentdeckungen!“ näher vor.
www.pommersches-landesmuseum.de