24.02.2025

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Nach einem für seine Partei enttäuschenden Ergebnis schwer angeschlagen: Der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck
Foto: imago / dts NachrichtenagenturNach einem für seine Partei enttäuschenden Ergebnis schwer angeschlagen: Der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck

Der Wahlabend mit den Grünen

Doch kein Bündniskanzler Robert Habeck

Als eines der ersten Ergebnisse der Bundestagswahl steht fest, dass die Dominanz des grünen Zeitgeists vorbei ist

Reinhard Mohr
23.02.2025

Nach drei Jahren Ampel-Chaos, Wärmepumpendesaster und Wirtschaftskrise sind die Grünen auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Mit rund 13 Prozent blieb die Kultfigur Robert Habeck, „Bündniskanzler“ der Herzen und rastloser Wanderprediger, klar unter dem Ergebnis seiner Konkurrentin, Außenministerin Annalena Baerbock, die 2021 immerhin 14,8 Prozent der Stimmen geholt hatte. 

Noch auf seiner Krönungsmesse im November 2024, ein wahres Pontifikalamt, hatte Habeck die gesamte grüne Parteiversammlung überschwänglich als jene „Kraft dieser phantastischen Gemeinschaft“ gelobt, die ihn auf so großartige Weise ermutigt hat, wieder „Verantwortung zu übernehmen“ als „Kandidat für die Menschen“. Die Gemeindemitglieder dankten dem grünen Messias mit 96,5 Prozent Zustimmung und minutenlangen Ovationen, wahre Jubelstürme, die mit dem Zustand des Landes nach drei Jahren Habeckscher Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik nichts zu tun hatten. „Robert kann nicht nur Verantwortung, Robert, du lebst Verantwortung“, hatte Annalena Baerbock zuvor schon in den Saal gerufen: „Keiner kann im Sturm so das Ruder herumreißen und bei Rückenwind die Segel richtig setzen wie du.“ Er sei „so lässig. So charming.“ „Ich will genau das! Dich als Kanzler!“, flehte sie wie im Liebesrausch. Jubel in der Halle, stehender Applaus. 

So ist das Wahlergebnis nicht nur eine schwere persönliche Niederlage für den „Kanzlerkandidaten“, sondern auch für die Partei insgesamt, die sich dem vermeintlichen Zugpferd im Wahlkampf, diszipliniert bis zur Selbstverleugnung, komplett unterworfen hatte, abgesehen von ein paar schrillen Tönen der Grünen Jugend. Die politische Mitte, die die Ökopartei vor allem im „Kampf gegen rechts“ für sich reklamiert hatte, versammelte sich dennoch überwiegend bei den Christdemokraten und Christsozialen. Und die antifaschistische Massenbewegung der letzten Wochen, die ernsthaft ein neues 1933 befürchtete, hat eher der Linkspartei genutzt als den grünen Verteidigern des antifaschistischen Schutzwalls, der ominösen „Brandmauer“. 

Am Wichtigsten aber: Das Regierungsversagen der Grünen in der Migrations-, Energie- und Wirtschaftspolitik wurde offensichtlich von den Wählern abgestraft. Übrig blieb die Kernklientel und Stammwählerschaft, über die man wieder einmal nicht hinauskam – trotz der den Grünen so wohlgesinnten öffentlich-rechtlichen Medien und den notorischen Lobbyorganisationen der „Zivilgesellschaft“, die nachgerade auf Knopfdruck zehntausende Demonstranten mobilisieren können, von den „Omas gegen rechts“ bis zur Antifa in Wuppertal. 

Die politische Botschaft ist klar wie Kloßbrühe: Die Dominanz des grünen Zeitgeists ist vorbei, auch wenn er sich in Medien, Universitäten und der Kulturszene noch länger halten wird. Rotgrün, einst unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer mit klarer Mehrheit im Amt, ist nun zur Resterampe geschrumpft, mit weniger als 30 Prozent schwächer als CDU/CSU allein. Die Mehrheit der Bevölkerung steht deutlich jenseits der linksgrünen Minderheit. Für eingefleischte Grüne ist das natürlich der böse „Rechtsruck“. 

Was werden die politischen und personellen Konsequenzen sein? Natürlich werden jetzt im Wahlkampf unterdrückte innerparteiliche Konflikte ausbrechen. Wahrscheinlich werden Köpfe rollen und Parteiposten neu besetzt, vor allem in der Fraktionsführung im Bundestag. Die ehrgeizige Annalena Baerbock wird sich schon um Führungsämter bewerben – es sei denn, sie sähe eine Möglichkeit, ihr Amt als Außenministerin auch unter einem Bundeskanzler Merz fortführen zu können.

Da der künftige Bundeskanzler Friedrich Merz sich nun den Koalitionspartner aussuchen kann und die geschredderte SPD womöglich pflegeleichter wäre, stehen die Chancen für eine neue Regierungsbeteiligung der Grünen eher schlecht. Bleibt der Weg in die Opposition, der immer die Versuchung birgt, weltfremde Ideologien zu pflegen statt sich der neuen Wirklichkeit zu stellen. 

Mehr Pragmatismus oder mehr linke Radikalität – das ist hier die Frage. 

Und damit zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.


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